Wie ist es, wenn man sich zwischen Freund und Familie entscheiden muss? Eine Schülerin beschreibt ihre innere Zerrissenheit.

Viele Jugendliche denken, sie hätten es schwer mit ihrer Beziehung. Doch was ist, wenn man zwischen den Stühlen steht? Auf der einen Seite die große Liebe, für die man alles aufgeben würde. Und auf der anderen Seite die ganze Familie.

Ich bin seit etwa elf Monaten mit meinem Freund zusammen, und wir haben schon sehr vieles durchgemacht. Wir lernten uns im Internet kennen, schrieben uns erst ein halbes Jahr lang, und lernten uns dann kennen. Wir haben jeden Tag geschrieben, und irgendwann telefonierten wir auch. Es war wunderschön, immer mehr von einem Menschen zu erfahren, den man eigentlich schon liebt.

Und dann kam es - wir trafen uns. Er wohnt 200 Kilometer weg von mir. Das macht es so schwer, sich zu treffen. Er ist extra meinetwegen nach Hamburg gekommen. Ich wusste schon, das hat etwas zu bedeuten. Doch was erzähle ich meinen Eltern? Kann ich sagen, ich treffe mich mit einer Freundin? Was ist, wenn mich jemand sieht? Ich hatte meine Mutter schon gefragt, was wäre, wenn ich einen Freund hätte. Und sie schrie mich an und sagte, dass es so etwas in unserem Land nicht gibt. Er kommt zwar auch aus meinem Land, aber meine Eltern finden, es ist zu für früh eine Beziehung. Sie wollen mich vor etwas bewahren, was ich später vielleicht einmal bereuen würde. Doch so ist es nicht. Ich weiß, er ist der Richtige, und das wird auch immer so bleiben. Schließlich sind wir nun schon fast ein Jahr zusammen, und wir haben es immer irgendwie geschafft, uns zu treffen, auch wenn es sehr oft Ärger gab mit meinen Eltern und sie auf meine Masche gekommen sind.

Es ist sehr schwer, den Menschen, den man liebt, oft auch über zwei Monate nicht zu sehen. Doch für ihn nehme ich das in Kauf. Auch wenn ich dabei meinen Eltern in den Rücken falle und meiner Familie später auch einen schlechten Ruf bringe. Aber für die Person, die man liebt, tut man so etwas einfach. Er gibt mir das Gefühl von Liebe, so wie sie meine Familie nie geben konnte. Ich fühle mich geborgen und sicher, auch wenn ich weiß, dass es jede Sekunde aus sein könnte. Deswegen muss ich aufpassen, was ich mache, darf nicht einfach mit ihm telefonieren, wenn jemand da ist. Es könnte jemand hinter uns kommen, und dann würde meine erste große Liebe zerplatzen.

Das ist das, was ich nicht will, auch wenn ich dafür sehr viel in Kauf nehmen muss. Ich muss damit leben, dass ich ihn fast nie sehen kann, und mit dieser Sehnsucht. Ich muss damit leben, dass ich nicht immer weiß, was er macht. Ich muss ihm zu 100 Prozent vertrauen, auch wenn ich nicht immer weiß, was er macht, und ich ihn nicht "kontrollieren" kann. Wir streiten uns sehr oft wegen Kleinigkeiten, obwohl es eigentlich viel größere Gründe gibt, sich zu streiten.

Manchmal kommt es mir auch so vor, dass wir uns auseinander leben, so selten, wie wir uns sehen. Doch wenn wir uns dann endlich wieder sehen, ist der ganze Ärger und Streit vergessen. Ich weiß, dass es anders sein könnte, aber ich habe es mir ja nicht ausgesucht. Es ist sehr schwer für mich, zum Beispiel wenn ich sehe, wie andere Paare glücklich sind. Ich frage mich oft, ob ich etwas anderes, etwas Besseres verdient habe. Doch dann, wenn ich ihm ein einziges Mal in die Augen gucke, weiß ich, dass es sich gelohnt hat zu kämpfen und dass es sich auch lohnt weiterzukämpfen, egal, wer dagegen ist. Ich weiß, dass es richtig ist, denn ohne ihn kann und will ich nicht. Außerdem weiß ich, dass es nicht immer so sein wird. Irgendwann werden wir alles aufklären, wenn meine Eltern meinen, dass ich alt genug bin. Und dann werden wir glücklich sein. Dann hört dieses Versteckspiel endlich auf, und ich kann machen, was ich viel. So lange muss ich auf diesen Tag warten, an dem alles gut wird, und dran glauben und beten, dass wir es bis dahin schaffen und wir uns selber nicht im Weg stehen. Denn lieber werde ich von anderen getrennt und weiß, ich habe alles versucht und habe bis zum bitteren Ende gekämpft, als wenn ich jetzt aufhören würde daran zu glauben und wir selber es uns kaputt machen. Ich bin so froh, dass er mich so liebt, wie ich bin, mit all den Problemen, und nicht aufhört an uns zu glauben, auch wenn es manchmal sehr schwer ist. Er nimmt mich so, wie ich bin, darüber bin ich sehr froh, denn so weiß ich, er bleibt für immer.

Viele Mädchen wissen, wie schwer es ist, seiner Familie etwas zu verheimlichen, aber wenn man die Person wirklich liebt, dann schafft man es auch, solange beide zusammenhalten und sich über alles lieben, so wie es bei mir der Fall ist.