Mit ungefähr 13 Jahren hab ich gemerkt, dass ich anders war als die anderen. Nein nicht in dem Sinne, dass ich auf Mädchen stand, ganz im Gegenteil. Sondern durch meine schwarze Bekleidung und meinen Musikgeschmack hob ich mich von meinen anderen Mitschülern ab.

Es gab nur eine Farbe für mich, mit der ich mich identifizieren konnte, nämlich die Farbe Schwarz. Sie war eher ein Schutzschild für mich. Ich war keine Satanistin oder ein Gothic oder wie sie auch alle heißen, die sich ganz in Schwarz kleiden. Die Farbe war einfach nur ein Schutzschild, denn ich lebte in meiner eigenen Welt.

Die Folgen bekam ich aber zu spüren: Ich wurde nie von Leuten auf der Straße angesprochen. Weil jeder Mensch denkt, dass man gleich ein schlechterer Mensch ist, wenn man schwarz bekleidet ist. Es fragt sich keiner, warum diese Person das überhaupt macht und ob das einfach nur ein Trend oder eben ein Schutzschild ist. Anstatt auf diese Personen zuzugehen, schenken die Leute einem nur einen schiefen Blick von der Seite.

Die Farbe spiegelt vielleicht sogar das wider, wie es in einem aussieht. Es spiegelt die eigene Seele wider. Ich habe damit angefangen mich schwarz zu kleiden, nachdem ich die wichtigste Person und den wichtigsten Halt in meinem Leben verlor, nämlich meinen Opa.

Es gab niemanden mehr, der mich verstand beziehungsweise der so richtig für mich da war, als es mir schlecht ging. Ich hatte den Eindruck, dass jeder nur noch an sich dachte und keine Lust hatte mir zuzuhören, als es mir nicht so gut ging.

Der größte Nachteil war, dass mir Beleidigungen hinterhergerufen wurden. Ganz egal, ob die Personen mich kannten oder nicht. Selbst von meiner eigenen Familie musste ich mir jedes Mal etwas anhören. Auch wenn ich versucht habe, das alles nicht an mich ranzulassen, hat es jedes Mal sehr wehgetan.

Heute ist es so, dass ich ein bisschen Farbe in mein Leben lasse. Und jetzt werde ich auch auf der Straße angesprochen. Und zwar nicht nur weil jemand wissen will, wie spät es ist. Jetzt scheint einfach alles viel einfacher, und ich muss mir nicht jedes Mal Gedanken machen, ob das, was ich tue, gerade richtig ist, und mich dafür rechtfertigen, warum ich eine Sache so angehe, wie ich sie angehe.

Ich möchte mit diesem Artikel zeigen, dass nicht jeder, der sich schwarz anzieht, ein schlechterer Mensch ist als man selbst.