Blohm + Voss baut für Roman Abramowitsch die “Eclipse“. Eigentlich sollte die Yacht bereits ausgeliefert sein. Eigentlich.

Kaum ein Schiff in Hamburg liegt an so prominenter Stelle - und doch ist die derzeit weltgrößte Privatyacht im Dock gegenüber den Landungsbrücken unter einer dichten Planenkonstruktion vor neugierigen Blicken verborgen. So verborgen, wie alle Details über das neue Schiff des russischen Milliardärs Roman Abramowitsch (43). "Kein Kommentar", heißt es bei der Werft Blohm + Voss stets.

Hohe Konventionalstrafen drohen, wenn Einzelheiten bekannt werden sollten. Doch offensichtlich ist, dass die "Eclipse" noch immer dort unter den weißen Folienbahnen liegt. Und eigentlich, so heißt es in der Branche, sollte das etwa 170 Meter lange Schiff bereits am 22. Dezember abgeliefert worden sein.

Warum dieser Termin nicht gehalten werden konnte - darüber gibt es nur Vermutungen bei beteiligten Firmen: So soll ein Teil der Innenausbauten noch nicht fertig sein. Und: Bei der ersten Probefahrt im September auf der Nordsee soll es an Bord bei einem Härtetest einen kapitalen Getriebeschaden gegeben haben.

Statt Dezember könnte nun erst im März, April mit einer Ablieferung gerechnet werden, hieß es von verschiedenen Seiten. Was aber immer noch rechtzeitig wäre, um zur Fußball-WM nach Südafrika schippern zu können. Abramowitsch gilt eben nicht nur als Fan besonders großer Boote, sondern auch großer Fußballspiele. 2003 kaufte er sich dazu den englischen Club FC Chelsea London.

Um den neuen Termin zu halten, wird an dem Schiff jetzt mit mehreren Hundert Leuten gearbeitet. Unter der Plane pustet eine Heizung warme Luft ins Dock. "Dort ist es schön warm", berichtet einer, der oft dort ist und seine Beobachtung schildert: Über eine Treppe im Dock geht es hoch bis in Deckshöhe der "Eclipse", der Schriftzug des Namens ist bereits am weißen Rumpf zu lesen. Im Innern stehen die Wände. Fußböden und Treppen sind noch durch Auflagen geschützt. "Man kann aber erkennen, dass es eine sehr moderne Einrichtung sein wird."

Und wohl auch eine mit vielen technischen Spielereien, über die allerdings auch nur spekuliert werden kann:

Zwei Hubschrauber-Landeplätze soll das Schiff besitzen, einer davon soll sogar absenkbar sein. Eine Art Störsender gegen Digitalkameras dient als Paparazzi-Schutz, Scheinwerfer unterm Rumpf sollen Taucherangriffe abwehren können.

Viele Dinge soll sich Abramowitsch auch nach Auftragsvergabe noch zusätzlich gewünscht haben - daher wohl auch der Verzug bei der Ablieferung. Zwischen 400 und 800 Millionen Euro wird das Schiff kosten, wird geschätzt. Genaue Summen kennt man wohl nur in der Chefetage der Werft.

Abramowitsch selbst soll sich dort direkt vor Ort hin und wieder nach dem Fortgang der Arbeiten erkundigen. "Ein oder zwei Stunden bevor er kommt wird alles gesperrt, und alle Mitarbeiter müssen von Bord", erzählt ein Mitarbeiter eines der Subunternehmen, die sämtlich auch zu Stillschweigen verpflichtet sind.

Unter Zahlungsschwierigkeiten, wie kürzlich befürchtet wurde, dürfte Abramowitsch nicht leiden. Auch bei der Lloyd-Werft in Bremerhaven lässt er nach Branchenvermutung gerade eine zweite neue Megayacht bauen - sodass er demnächst eine Flotte von vier, fünf solcher Schiffe besitzt. Allerdings nicht als reines Spielzeug oder Frauenbeeindruckungsvehikel.

"Das ist für ihn ein Geschäft, weil er weiterverkauft - er ist einer der wenigen, die damit Geld verdienen", sagt ein norddeutscher Ausrüster, der schon etliche Megayachten beliefert hat.

Und um damit Geld zu verdienen, dürften Rekorde ganz nützlich sein. Ursprünglich war die neue Abramowitsch-Yacht etwa 163 Meter lang. Dann ließ ein arabischer Scheich die 163 Meter lange "Dubai" vom Stapel. Daraufhin soll Abramowitsch in die Verlängerung gegangen sein, heißt es. Er ließ das Schiff um eine hintere Plattform vergrößern, sodass es nun rund 170 Meter sind - immerhin so groß wie ein mittelgroßes Frachtschiff. Der Name der Rekordyacht ist dabei Pogramm: "Eclipse" bedeutet Sonnenfinsternis, und das Schiff wird mit seiner Länge nun alle andere Yachten der Welt tatsächlich in den Schatten stellen können.