"Beißen!", ruft der Verbandstrainer. Es ist glühend heiß und staubig. Zu viert laufen wir um die Horner Trabrennbahn. "Wenn ihr nicht mehr könnt, einfach weiterrennen!" Wenn ich nicht so erschöpft wäre, müsste ich lachen. Aber so denke ich nur noch an das nächste Tennis-Turnier, das ich gewinnen möchte. Und an die Punkte für die Deutsche Rangliste, die ich abstauben will. Die anderen denken vermutlich das Gleiche.

Wir sind im D/C-Kader des Hamburger Tennisverbandes und letztlich wird erwartet, dass wir uns gut auf der Rangliste platzieren. Ansonsten sind unsere Tage im Kader gezählt, denn spätestens wenn man das 15. Lebensjahr beendet hat, muss man zu den besten 30 Spielern seines Jahrgangs in Deutschland zählen, sonst muss man den Kader verlassen.

Pro Jahrgang befinden sich circa vier bis sechs Kinder aus Hamburg in dieser Förderung. Das Training ist intensiv und wird finanziell bezuschusst. Ich trainiere fast täglich, zweimal sogar vor der Schule und dann auch noch nachmittags. Wir üben lange Schläge, Vorhand, Rückhand, Volleys, Angriffsbälle, Schmetterbälle und Aufschläge. Hinzu kommt das Konditionstraining, das Sprintübungen und Krafttraining umfasst.

Inzwischen habe ich vier verschiedene Trainer: zwei Verbandstrainer, einen Vereinstrainer und einen freien Trainer, der mit zu den Turnieren fährt. Sie sprechen sich meistens ab, sodass alle an einem Strang ziehen, was nicht selbstverständlich ist.

Mein Tag ist straff organisiert. Manchmal bin ich unglaublich müde und komme kaum aus dem Bett. Aber es bleibt keine Zeit, sich noch einmal umzudrehen. wenn der Wecker um 5.30 Uhr schrillt.

Ständig herrscht Zeitdruck. Hausaufgaben werden schnell erledigt, gelernt und gegessen wird oft im Auto oder in den Spielpausen.

Wenn in der Schule Stunden von den Lehrern überzogen werden, weil Mitschüler laut waren, komme ich zu spät zum Training und darf mir Kommentare anhören. Meine Einwände würden wie Ausreden klingen und deshalb spare ich sie mir.

Es heißt Tennis, Schule, Lernen, Tennis, Schule, Lernen - ein sich immer wiederholender Zyklus, an den ich mich inzwischen gewöhnt habe.

Am Wochenende kommen die Turniere hinzu, und diese sind die ganze Mühe wert. Denn ein geflügelter Satz beim Tennis lautet: "Es gibt kein Talent, sondern nur das Talent zu trainieren."

Die Welt der Turniere ist bunt. Es herrschen Aufregung und Hoffnung, Freude und Enttäuschung, Spannung und Entspannung. Hier treffe ich Freunde und Bekannte. Im Spiel sind sie jedoch alle Gegner.

Nach den ersten Schlägen finde ich meinen Rhythmus und meine Gedanken konzentrieren sich auf den Ball. Es ist zur Routine geworden, was gut ist, denn sonst denkt man zu viel über die Punkte und den Gegner nach. Das passiert allen Anfängern.

Meistens ist der Verlauf des Matches schnell klar. Es ist dann eine glatte Sache. Aber manchmal kommt es zu einem aufreibenden Punktesammeln und am Ende steht man im Tie-Break.

Im Endeffekt entscheiden dann zwei Punkte über Sieg oder Niederlage.

Und das ist es! Das Gefühl, es zu schaffen, auch wenn es knapp ist. Ein tolles Gefühl! Für das sich der ganze Aufwand lohnt. Der kleine gelbe Ball lächelt mich an. Und ich lächle zurück.