Drei Tage lang saßen die Reisenden im Hafen fest - die meisten von ihnen hatten nur Garderobe für mildere Temperaturen dabei.

Hamburg. In ihren Koffern hatten sie vor allem leichte Hemden, Sommerkleider und nur einige Pullover gepackt. Es soll ja in die Karibik gehen - doch statt mit Sonne auf See mussten rund 640 Kreuzfahrt-Passagiere jetzt zunächst drei Tage lang mit Schnee in Hamburg klarkommen. Ihr Schiff, die MS "Albatros", lag bis gestern Abend nach einem Wasserrohrbruch im empfindlichen Steuerraum noch fest bei der Werft Blohm + Voss. "Wir sind die Gestrandeten von der ,Albatros'", so das Stuttgarter Ehepaar Zadro, das dem verhinderten Start der Kreuzfahrt gestern auch eine positive Seite abgewinnen konnte: "Hamburg ist doch eine schöne Stadt - auch wenn es jetzt ziemlich kalt ist und wir gar nicht die richtige Garderobe dabeihaben."

Wie der Großteil der ,Albatros-Passagiere waren der pensionierte Entwicklungsingenieur und seine Frau am Sonntag mit dem Zug nach Hamburg gereist. Gegen Abend sollte das weiße Passagierschiff zu einer 140tägigen Weltreise ablegen. Am Morgen passierte dann der Wasserrohrbruch auf dem Schiff, das zur technischen Überholung die Tage zuvor im Dock bei Blohm + Voss gelegen hatte. Die genaue Ursache und ob ein Zusammenhang mit der kalten Witterung besteht, ist noch unklar. "Wir hatten aber am Sonntag keine Chance mehr, die Passagiere rechtzeitig zu informieren", so ein Sprecher des Veranstalters Phoenix-Reisen.

Kurzfristig konnten die 640 Kreuzfahrer, die aus allen Teilen der Bundesrepublik kommen, im Hotel Hafen Hamburg und dem benachbarten Empire-Riverside- Hotel einquartiert werden - sozusagen in Sichtweite zu ihrem Schiff, das wegen des Schadens weiter in der Werft bleiben musste. Für die beiden Hotels, die zu einer Gruppe gehören, war dieser unerwartete Gästeansturm vor eine völlig neue logistische Herausforderung, wie Tim Henrik Göhring, Chef des Empire-Riverside-Hotels sagte: "Derart viele Gäste, die gleichzeitig einchecken wollten, hatten wir bislang noch nicht." Mitarbeiter, die freihatten, kamen aus dem Feierabend zurück, um zu helfen. "Unser Team hat eine großartige Arbeit geleistet.

Auch mit dem Reiseveranstalter haben wir sehr gut zusammengearbeitet", so Göhring. Und die ungeplante Versorgung mit Mahlzeiten habe geklappt, weil ein befreundetes Catering-Unternehmen helfen konnte. Der Veranstalter buchte zudem Musicalbesuche, Stadtrundfahrten und einen Ausflug zum Weihnachtsmarkt nach Lübeck. "Das war sehr kulant", so Passagier Helmut Baatz, ein Berliner Ingenieur im Ruhestand. "Zuerst wollten wir stornieren, doch dann haben wir es uns anders überlegt", sagt er. Offenbar haben viele der ,Albatros'-Reisenden so gedacht. Nach Angaben von Phoenix Reisen haben nur 30 Passagiere die Reise storniert, sie bekommen ihr Geld zurück. Ein Großteil der Kreuzfahrer fährt bis in die Karibik, rund 150 der Gäste haben die komplette Weltreise (23 000 Euro/Person) gebucht.

Heute sollen nun gegen 16 Uhr die Passagiere am Kreuzfahrtterminal in der HafenCity endlich an Bord gehen können, gegen 19 Uhr, so die gestrige Planung, soll die "Albatros" dann ablegen. Planmäßig müsste sie am 17. Januar in Santo Domingo in der Karibik ankommen. Die verlorene Zeit in Hamburg müsse nun durch ein strafferes Programm aufgeholt werden, hieß es beim Veranstalter. Unter anderem wurde ein Stopp im spanischen La Coruña gestrichen. Weihnachten ist das Schiff auf See. "Auch wenn der Start nicht optimal war, in Hamburg war es auch interessant", sagt Passagierin Elke Birke (64) aus dem Spreewald, "und man muss eben immer das Beste aus einer Sache machen."