Das vergangene Jahr war für die deutsche Wirtschaft das härteste seit der deutschen Einheit. Die Krise an den Finanzmärkten hatte bereits 2007 begonnen, doch erst 2009 schlugen deren Folgen hier zu Lande mit voller Wucht auf Unternehmen der Industrie und der Dienstleistungswirtschaft durch. Dass im Lauf des Jahres stets weniger als vier Millionen Menschen arbeitslos gemeldet waren, liegt vor allem daran, dass mehr als eine Million Beschäftigte staatlich geförderte Kurzarbeit verrichten.

Viele große Unternehmen der deutschen Wirtschaft, die vor der Krise bereits angeschlagen waren, überlebten das Jahr nicht: Der Handels- und Touristikkonzern Arcandor, vormals KarstadtQuelle, ging in die Insolvenz. Deutschlands einst führender Versandhändler Quelle wird abgewickelt; wie viele Karstadt-Kaufhäuser von Konkurrenten wie Kaufhof übernommen werden, ist offen. Das endgültige Aus kam 2009 auch für die Kaufhauskette Hertie.

Auch in der wichtigsten deutschen Industriebranche, der Automobilwirtschaft, wütete die Weltwirtschaftskrise. Karmann in Osnabrück ist am Ende, nur kleine Teile des Auftragsfertigers (Karmann Ghia, Golf Cabriolet) übernimmt Volkswagen. Die Zukunft von Opel, das nach langen Verkaufsverhandlungen nun doch beim Mutterkonzern General Motors (GM) bleibt, ist ungewiss. Etliche Automobilzulieferer mussten Insolvenz anmelden.

In Hamburg und in Norddeutschland traf die Weltwirtschaftskrise vor allem die maritime Wirtschaft. Reedereien und Schiffsfinanzierer ringen um die Sicherung bereits bestellter Bauaufträge oder versuchen, sie zu stornieren.

Der Hafen verlor in diesem Jahr fast ein Viertel seines Gesamtumschlags und rund ein Drittel des besonders wichtigen Containerverkehrs. Den norddeutschen Werften brach der Bau von Containerschiffen weg, für eine Reihe von ihnen in den vergangenen Jahren das Hauptfundament. Mehrere Werften wie Lindenau in Kiel sind insolvent, andere werden an neue Investoren verkauft wie Blohm + Voss in Hamburg. Die Nordseewerke in Emden geben den Schiffbau komplett auf.

Die Krise der Schifffahrt wiederum bekommt die HSH Nordbank als größter Schiffsfinanzierer der Welt besonders zu spüren. Ausgerechnet in der Krise hat die schwer angeschlagene Landesbank von Hamburg und Schleswig-Holstein die Schifffahrt in den Mittelpunkt ihres Geschäfts gerückt. Unabhängig davon ist bislang nicht klar, ob die Bilanzen des skandalträchtigen Instituts von existenziellen Risiken mittlerweile befreit sind. Der frühere Vorstand hatte die Bank vor allem durch Fehlspekulationen am US-Immobilienmarkt 2008 an den Rand des Zusammenbruchs gebracht.