Abendblatt-Umfrage zeigt: So könnte eine Lösung für das umstrittene Projekt von Schwarz-Grün aussehen.

Hamburg. Hamburgs Schulsenatorin Christa Goetsch (GAL) und die schwarz-grüne Koalition dürfen hoffen: Es gibt eine Mehrheit für die Einführung der umstrittenen Primarschule - allerdings unter der Voraussetzung, dass das Elternwahlrecht erhalten bleibt. Das ist, auf eine Kurzformel gebracht, das Ergebnis einer Meinungsumfrage im Auftrag des Abendblatts zur Schulpolitik.

Sollte es zu einem Volksentscheid über die Primarschule (sechs Jahre gemeinsamer Unterricht) in der bisherigen Form kommen, dann würden 45 Prozent der Befragten "sicher dagegen" und 34 Prozent "sicher dafür" stimmen. Weitere 15 Prozent gaben an, sich noch nicht entschieden zu haben, und sechs Prozent machten keine Angabe.

Dieses Bild ändert sich jedoch für den Fall, dass der jetzt angestrebte überparteiliche Kompromiss im Schulstreit tatsächlich zustande kommt. Sollte eine solche Einigung auch beinhalten, dass das Elternwahlrecht für die weiterführende Schule erhalten bleibt (es sollte bisher entfallen), dann würde ein knappes Drittel der Reformgegner und der Unentschiedenen plötzlich für die Primarschule stimmen. Im Ergebnis ergäbe sich eine knappe Mehrheit von 54 Prozent aller Befragten für die Reform. Auch mit Elternwahlrecht bleiben 29 Prozent aller Befragten bei ihrem Nein zur Primarschule. Sie sind der harte Kern der Reformgegner. Der Anteil der Unentschiedenen bleibt mit 17 Prozent nahezu unverändert.

Allerdings sind die vom Psephos-Institut befragten Wahlberechtigten skeptisch, was die Chancen eines Kompromisses anbelangt. Dass eine Einigung unter der Vermittlung des Unternehmers Michael Otto mit dem Elternwahlrecht und unter Beibehaltung der sechsjährigen Primarschule gelingt, glauben nur 32 Prozent der Befragten. Dagegen rechnen 44 Prozent damit, dass es nicht zu einem Kompromiss kommt und der Volksentscheid abgehalten wird. Weitere 13 Prozent erwarten, dass es keinen Kompromiss gibt und die von der Bürgerschaft schon beschlossene Reform unverändert umgesetzt wird.

Mehr als ein Viertel der Befragten - 27 Prozent - sagen, dass die Schul- und Bildungspolitik ihre persönliche Stimmabgabe bei den nächsten Wahlen in Hamburg beeinflussen wird, während Schule und Hochschule für 19 Prozent keine oder so gut wie keine Bedeutung haben. Für 52 Prozent ist dieser Bereich ein Thema unter vielen anderen.