Es sind Ferien und ich frühstücke früh am Morgen. Einen Apfel. Ohne dass mich jemand sieht, ohne dass jemand das Gegenteil behaupten kann, wenn ich sage, ich hätte zu gut gefrühstückt, um schon zu Mittag zu essen. Dann gehe ich aus dem Haus, überlege, wie ich mich für den Rest des Tages vor dem Essen drücken kann. Ich fühle mich leer und kaputt. Ich bin angestrengt - aber glücklich. Muss mich nicht fürchten, dass jemand sagt, wie verfressen ich sei - weil ich doch kaum etwas esse. Und vielleicht werde ich bald auch dünn sein.

Dann haben sie keinen Grund mehr, mich zu mobben. Dann wäre ich perfekt. Zu perfekt?

Als ich mit dem Hungern anfing, dachte ich noch, ich würde einfach wieder mit dem Essen anfangen, wenn ich mein Wunschgewicht erreicht hätte. Doch als ich mich mit diesem Gewicht noch immer zu dick fühlte, fand ich aus diesem Hungerwahn nicht mehr heraus. Mittlerweile befinde ich mich zum dritten Mal in Therapie. Es ist immer dasselbe: In Therapie nehme ich zu, zu Hause wieder ab. Und ich weiß nicht, inwieweit mir die jetzige Therapie helfen wird.

Habe Angst, zu Hause in der Schule wieder gemobbt zu werden. Muss doch perfekt sein. Perfekt, perfekt, perfekt. Ich kann allen Leuten sagen: "Ihr müsst nicht perfekt sein. Jeder Mensch hat seine Stärken und Schwächen." Und ich meine es ernst. Ich weiß, was ich sage, stimmt. Doch mir fällt es schwer, mich selbst daran zu halten.

Ich möchte euch nur zeigen, dass es gesund ist, nicht ganz perfekt zu sein. Denn mich hat der Perfektionismus krank gemacht.