Neun Professorenstellen sollen bis zum Jahr 2012 im Studiengang Sozialökonomie gestrichen werden.

Hambur. Es ist einer der besonderen Studiengänge Hamburgs. So besonders, dass sich die GAL von der CDU garantieren ließ, ihn zu schützen: "Die Koalitionspartner sind sich einig, dass der Studiengang Sozialökonomie am Department für Wirtschaft und Politik erhalten bleibt", heißt es im schwarz-grünen Koalitionsvertrag.

Doch der Zukunftsplan der Uni Hamburg vermittelt ein anderes Bild. Neun Professorenstellen werden demnach bis zum Jahr 2012 in dem Fachbereich gestrichen, vier Stellen fielen bereits 2008 dem Rotstift zum Opfer. So steht es im internen "Struktur- und Entwicklungsplan", der dem Abendblatt vorliegt.

"Von dem bisherigen Studiengang mit wissenschaftlicher Reputation bleibt nicht viel übrig", sagte Udo Reifner, Professor für Wirtschaftsrecht, dem Abendblatt. Spezialisiert sei der Studiengang bisher auf Arbeitnehmerrechte und Verbraucherschutz auf den Finanzmärkten gewesen. "Daraus wird nun das übliche Angebot der Betriebswirtschaftslehre", sagt Reifner. So würden von ehemals 15 Professoren und Dozenten auf diesem Gebiet lediglich vier bleiben, nur einer davon im Arbeitsrecht. "Das ist auch deshalb bedauerlich, weil unsere Absolventen sowohl auf dem Arbeitsmarkt als auch in der Wissenschaft gute Aussichten hatten."

Tatsächlich heißt es im Struktur- und Entwicklungsplan, dass insbesondere die Kapazitäten in der Betriebswirtschaftslehre ausgebaut werden sollen, "da der weitaus größte Teil der Studienplätze in diesem Bereich angeboten wird".

Problem sei zudem, dass der Fachbereich der ehemaligen Hochschule für Wirtschaft und Politik (Studieren auch ohne Abitur möglich) im Dekanat keine Stimme habe. "Wir werden nicht repräsentiert", sagte Reifner.

Tatsächlich teilt die Fakultätsleitung die Sicht der Kritiker nicht: Zwar sei es "aufgrund von Umstellungen derzeit zu Engpässen gerade im Arbeitsrecht" gekommen, räumt Kai-Uwe Schnapp, Dekan der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, ein. Das Profil der Sozialökonomie bleibe aber erhalten, versichert Schnapp. "Die frei werdenden Stellen werden angemessen wieder besetzt." Nach Ansicht des Dekans haben die Kritiker die "komplexen Veränderungen der Personalstruktur", die auch mit Besoldungsstufen zusammenhängen, nicht richtig verstanden. So sinke die Zahl der Professoren insgesamt "lediglich von 31 auf 30", gleichzeitig wachse die Anzahl akademischen Personals, das auch Dozenten und wissenschaftliche Mitarbeiter mit einschließt, von 82 auf 96 Stellen.

Unbeeindruckt von diesen Rechnungen wurden bundesweit bereits 900 Unterschriften für einen Erhalt des Studiengangs Sozialökonomie gesammelt. Bei einer Protestaktion wurden sie den Abgeordneten des Wissenschaftsausschusses übergeben. Unter den Unterzeichnern: Ingrid Teichmüller, ehemalige Vizepräsidentin des Hamburger Arbeitsgerichts. Auch SPD-Hochschulexpertin Dorothee Stapelfeldt hat unterschrieben. Fachschaftsrat Jan Schulze sagte: "Das gesellschaftskritische Forschungsprofil soll schrittweise abgewickelt werden. Das werden wir nicht zulassen."

In der GAL-Fraktion beurteilt man die Lage indes noch entspannt: "Das Profil der Sozialökonomie mit interdisziplinärem Ansatz muss erhalten bleiben", sagte Hochschulexpertin Eva Gümbel.