Löschzüge brauchen bis zu acht Minuten länger bis zum Unglücksort. Gewerkschafter befürchten Sicherheitsrisiko im Süderelberaum.

Die Zusammenlegung zweier Feuerwachen im Süderelberaum sorgt bei der Feuerwehr für großes Aufsehen. Intern sprechen Feuerwehrleute bereits vor der Angst eines zweiten "Kleinen Schäferkamps". Die Eimsbütteler Straße ist das Synonym für eine der größten Tragödien in der jüngeren Feuerwehrgeschichte. 1976 starben dort sieben Menschen, weil die Feuerwehr zu wenige Beamte und marodes Gerät hatte.

Wie berichtet, werden die Wachen Finkenwerder (35) und Süderelbe (36) ab 2012 zusammengelegt. Nach bisherigen Plänen in einen Neubau an der Dradenaustraße (Waltershof). Die liegt mitten in einem Industriegebiet, fernab der bewohnten Stadtteile. Die Zusammenlegung ist Teil der Senatssparmaßnahmen. Sie bringt drei Millionen Euro bis 2013 und kostet nicht nur eine Wache, sondern auch 50 Stellen bei der Feuerwehr. Ein führender Feuerwehrmann, der nicht genannt werden will, sagt: "Dieser Sparkurs kann Menschenleben kosten."

Wilhelm Mähler von der Fachgruppe Feuerwehr bei der Gewerkschaft Ver.di rechnet damit, dass sich die Anfahrtszeiten der Löschzüge in einigen Gebieten auf bis zu 15 Minuten nahezu verdoppeln werden. Die Feuerwehr muss allerdings gewährleisten, dass Wohngebiete innerhalb von acht Minuten von der Feuerwehr erreicht werden können. "In der Zeit, die die Kollegen jetzt mehr brauchen, kann aus einem einfachen Feuer im Ascheimer ein ausgedehnter Zimmerbrand entstehen", warnt Mähler. Jede Minute, die die Feuerwehr länger brauche, bedeute eine größere Gefahr für die Bewohner. "Das Risiko der Wachenzusammenlegung mit dem Minus an Stellen hat nicht die Feuerwehr, sondern die Politik zu verantworten", sagt Mähler. "Ich kann den Bürgern daher nur raten, sich ab 2012 einen Eimer Wasser bereitzustellen."

In der Innenbehörde weiß man zwar um das Problem, bleibt aber bei der Sparlinie. "Es ist richtig, dass bei dieser Zusammenlegung nicht alles besser wird. So werden sich beispielsweise in einigen Gegenden die Fahrzeiten verlängern, in anderen verbessern sich die Einsatzzeiten aber auch", sagt Ralf Kunz, Sprecher der Innenbehörde. Er weist darauf hin, dass auch die Freiwilligen Feuerwehren bei Einsätzen alarmiert werden. Nur sind die freiwilligen Helfer nicht ständig auf den Wachen und diese auch nicht rund um die Uhr besetzt. Sie können nicht so schnell ausrücken wie die Berufsfeuerwehrleute.

Immerhin bleibt die Wache Süderelbe weiterhin als Außenstelle für die Rettungswagen bestehen. "In der Notfallrettung gibt es deshalb keine Einschnitte", sagt Kunz.