Wenn Reinhard Heller (62) mit dem Fahrrad zwischen seiner Apotheke am Ochsenwerder Kirchendeich und Privatwohnung "um die Ecke" pendelt, kann er den Mund nicht halten. "Hier grüßt jeder jeden", weiß der gebürtige Bayreuther mit Faible für die norddeutsche Lebensart. "Viele hier sind zusammen alt geworden."

Der lebenslustige Wahl-Hamburger wurde durch Zufall in den Vier- und Marschlanden ansässig. Nach seinem Studium an der Universität Hamburg hörte er von einer Apotheke am Stadtrand in Ochsenwerder. Nach einem Jahr als Vertreter des alten Inhabers übernahm Heller das Kommando - ein Vierteljahrhundert ist das her.

"Jetzt kenne ich die meisten mit Namen und genieße die Schwätzchen auf der Straße", sagt der Franke mit Plattdeutschkenntnissen. "Man muss nicht immer gleich zum Doktor", meinen die Anwohner, wohl wissend, dass "ihr" Apotheker stets ein Ohr für alle möglichen Wehwehchen hat. Nicht nur für körperliche!

"In der Stadt und trotzdem auf dem Land", bringt Heller seine Liebe zur zweiten Heimat auf den Punkt. Seinen Vorgängern in der seit 139 Jahre lizenzierten Apotheke erging es viel schlechter: Anno 1814 wurde Kollege Georg Theodor Bappo von den Franzosen unsanft vertrieben.