Gleich zwei Ermittlungsverfahren laufen derzeit gegen den ehemaligen Pastor der evangelisch-lutherischen Gemeinde Alt-Rahlstedt. Dem 46-Jährigen werden der Besitz von Kinderpornografie und der sexuelle Missbrauch von Kindern vorgeworfen. Der Geistliche ist bereits vom Dienst suspendiert worden.

Schon im Juli dieses Jahres waren Ermittler an den damals noch aktiven Pastor herangetreten und hatten ihn mit den Vorwürfen konfrontiert. Diese stammten aus einem Ermittlungsverfahren der Frankfurter Kripo gegen einen Kinderporno-Ring, das unter dem Namen "Zauberwald" bekannt geworden war. Wie das Abendblatt erfuhr, gestand der Pastor kurz danach in einem vertraulichen Gespräch mit der Kirchenleitung den Umgang mit Kinderpornografie. Der Geistliche, der in der Gemeinde unter anderem für die Betreuung kleiner Kinder verantwortlich war, wurde daraufhin von seinem Amt entbunden und zunächst in den Innendienst versetzt, wie der stellvertretende Sprecher der Nordelbischen Landeskirche, Thomas Kärst, erklärte. Gleichzeitig musste er die Pastorenwohnung räumen.

Was im Juli noch als Anfangsverdacht behandelt worden war, wurde dann Ende September zur Gewissheit. Ermittler durchsuchten seine Wohnung (wir berichteten), beschlagnahmten einen Computer und mehrere Festplatten, auf denen bei ersten Stichproben durch Sachverständige bereits kinderpornografisches Material entdeckt wurde. Aufgefallen war der Pastor, der mehr als zehn Jahre in der Gemeinde tätig war, durch seine Internetaktivitäten, die die Ermittler während des Großverfahrens aufdeckten. "Er ist dort als Downloader aufgefallen", sagt der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Wilhelm Möllers.

Mit Beginn des staatsanwaltlichen Verfahrens im September wurde der 46-Jährige dann suspendiert und ein kirchliches Disziplinarverfahren eingeleitet. "Wir warten jetzt das Urteil ab und werden dann entscheiden, was geschieht", sagte Kärst. Das Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts des Kindesmissbrauchs war gegen den Beschuldigten eingeleitet worden, als er bereits nach Bekanntwerden der Kinderpornovorwürfe dabei beobachtet wurde, wie er in einem Park ein Mädchen an sich drückte. Die Gemeinde informierte daraufhin mehr als 200 Eltern, darunter alle, deren Kinder mit dem Geistlichen Kontakt hatten. "Ausgehend vom schlimmstmöglichen Fall haben wir versucht, die Eltern mit aller gebotenen Vorsicht zu informieren", sagte der Sprecher. "Auch, um sie in die Lage zu versetzen, auf Fragen ihrer Kinder reagieren zu können." Zudem wurden die ersten sieben Kinder befragt. Ein offizielles Ergebnis gibt es noch nicht. Nach Abendblatt-Informationen soll sich der Missbrauchsverdacht aber nicht bestätigt haben.

Laut evangelischer Kirche ist dies der erste Fall, bei dem einem Kirchenvertreter der Besitz von Kinderpornos vorgeworfen wird.