Die erste schwierige Aufgabe für den künftigen Uni-Präsidenten Dieter Lenzen zeichnet sich bereits ab: Wenn ab Januar eine Verordnung der Wissenschaftsbehörde gilt, die ermöglicht, dass sich einige Professoren nahezu ausschließlich der Lehre widmen, dann wird der neue Präsident vom akademischen Personal kritisch beobachtet werden. Wie das Abendblatt berichtete, haben mehr als 1000 Professoren und wissenschaftliche Mitarbeiter ihre Unterschrift gegen eine "flexiblere" Lehrverordnung abgegeben: War bisher festgelegt, dass Lehrende pro Semesterwoche acht Stunden Veranstaltungen halten, ist nun eine Bandbreite von vier bis 14 Stunden vorgesehen. Zwar soll sich insgesamt ein Durchschnitt von neun Stunden ergeben - die Professoren befürchten aber, dass viele von ihnen in Zukunft so viel lehren müssen, dass kaum Zeit zum Forschen bleibe.

"Ob und wie die Verordnung angewendet wird, liegt in der Hand des Präsidiums", betonte Timo Friedrichs, Sprecher der Wissenschaftsbehörde. Die Regelung sei lediglich als Angebot an die Hochschulen zu verstehen, flexibler planen zu können. "Angesichts steigender Studierendenzahlen brauchen wir jedoch die Flexibilität, mehr Lehre anbieten zu können." Die Einheit von Forschung und Lehre werde dabei nicht infrage gestellt: "Forschung ist unverzichtbar für eine qualitätsvolle Lehre."

Der Hochschulverband zeigt sich skeptisch. So sei absehbar, dass etwa Nachwuchskräfte kaum noch Zeit hätten, an ihren Promotionen oder Habilitationen zu arbeiten. Zudem halte das Präsidium ein fragwürdiges Instrument in Händen, wenn es bestimmen kann, wer wie viel unterrichten oder forschen dürfe. SPD-Hochschulpolitiker Philipp-Sebastian Kühn bezeichnete die Flexibilisierung als "Verwaltung des Mangels". Zwar sei eine etwas beweglichere Planung sinnvoll, die Spanne zwischen vier und 14 Stunden jedoch zu weit gefasst. Zudem löse dies nicht das Grundproblem: "Für bessere Lehre muss eben auch mehr Personal finanziert werden." Hochschulexpertin Dora Heyenn (Linke) sagte: "Der Widerstand quer durch alle politischen Lager sollte der Wissenschaftssenatorin zu denken geben."

In einem ersten Brief an alle Studierende bekennt sich Dieter Lenzen jedenfalls zum Gleichgewicht zwischen Forschung und Lehre. Diese beiden Bereiche dürften nicht gegeneinander ausgespielt werden, schreibt er. Zudem sprach sich Lenzen erneut gegen Studiengebühren aus. "Aus dem Beispiel USA wissen wir, dass Studiengebühren sehr wohl Menschen aus Familien mit niedrigem Einkommen ausschließen können", schreibt Lenzen. "Das ist nicht hinnehmbar." Lenzen war bisher Präsident der FU Berlin, dort ist Studieren gebührenfrei. In Hamburg wird er gegen die Regierungsparteien CDU und GAL argumentieren müssen, die eine Campus-Maut befürworten.