Die Straße am Deich könnte “normgerecht“ ausgebaut werden. Bürger fordern dagegen individuelle Lösung.

Die schmale Straße schlängelt sich kurvenreich am Deich der Este entlang. Fachwerkhäuser und auch manche Gründerzeitvilla säumen den Weg. Ein Kleinod ganz im Südwesten der Stadt und in seiner Art ein einmaliger Straßenverlauf in der Republik.

Die rund ein Kilometer lange Straße Estedeich in Cranz gilt zwar als ein Gebiet, das - wie schon das Treppenviertel in Blankenese - unter Milieuschutz gestellt werden soll, doch jetzt befürchten die Anwohner einen massiven Ausbau der Fahrbahn. "Das wird das Ortsbild hier völlig zerstören", sagt etwa Katja Skudelny, die sich mit anderen Anwohnern gegen die Pläne des Bezirks Harburg engagiert. Mehr als 400 der knapp 800 Cranzer Bürger haben bereits eine Unterschriftenliste gegen die Pläne unterschrieben. "Am Estedeich unterstützen uns nahezu alle Haushalte", sagt Skudelny.

Dabei seien die Anwohner nicht gegen eine Grundinstandsetzung der Straße, nur gegen die Art: So sahen die Pläne bisher einen eher "normgerechten" Ausbau vor. Doch dazu, so die Befürchtung, müsste ein Teil des Deiches abgetragen werden, um die rechtlich vorgeschriebenen Breiten von Straße und Bürgersteig zu erreichen. Noch können sich dort zwei Busse nur sehr schlecht begegnen. Ein Ausbau, so wird weiter befürchtet, führe zudem dazu, dass trotz Tempo 30 in der Straße schneller gefahren werde.

Der Vorschlag der Anwohner sieht daher eine unkonventionelle Lösung vor, die den Charakter aber erhalten soll. Die Fahrbahnbreite sollte danach etwas geringer als die Norm ausfallen, und der Bürgersteig könnte dem Vorschlag zufolge auf drei Zentimeter abgesenkt werden - damit Fahrzeuge im Notfall beim Begegnen ein Stück darüber fahren können. Wichtigste Forderung: Der Deich muss erhalten bleiben.

Ob neue Vorschläge der Bezirksverwaltung diese Forderungen aufnehmen werden, ist aber weiter fraglich. "Wir können auf die Wünsche der Anwohner nur im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten eingehen", so eine Bezirkssprecherin.

Doch das weisen die Cranzer zurück. Am Estedeich sei viel mehr als nur eine Normstraße möglich. "Die planen eine Stadtstraße nach Vorschrift - wir haben aber eine Dorfstraße", sagt Katja Skudelny. Und auch Anwohner Boy Friedrich plädiert für eine Abkehr von der üblichen Planung. Die Diskussion über Gemeinschaftsstraßen in Hamburg habe gezeigt, dass es beim Straßenausbau neue Möglichkeiten gebe. Friedrich: "Wir haben hier eine sehr individuelle Straß, und dafür muss es auch eine sehr individuelle Lösung geben."