Aussuchen und dann wie ein Model am Profi-Shooting teilnehmen - das können die Besucher im Hühnerposten.

Hamburg. Im Hühnerposten ging schon immer die Post ab. Und das ist auch an diesem Wochenende so. 58 Designer aus ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz präsentieren am 28. und 29. November ihre Kollektionen in dem denkmalgeschützten Gebäude in der Nähe des Hauptbahnhofs. Die Modemesse "Kleidkunst" findet zum sechsten Mal in Hamburg statt. "Die Besucher werden wunderschöne, tragbare Kleider zu sehen bekommen, von Klassikern bis Avantgarde", sagt Initiatorin Elina Artis über das Christmas-Mode-Shopping-Event, das unter dem Motto "Kleid vermisst" läuft. Der Clou: Man kann nicht nur gucken, sondern auch gleich kaufen und sich bei einem Live-Fotoshooting in Szene setzen.

Unter den Ausstellern sind viele Berliner Labels, ein Drittel stammt aus Hamburg wie "Hello" und "Cocon Commerz Privatsachen". Aber es tauchen auch viele unbekannte Namen auf, etwa "Powder", "Elbcouture" und "Inga Lichtenfeld". Initiatorin Elina Artis: "Es gibt in Hamburg drei Modeschulen und so viele gute Designer, die aber kaum Öffentlichkeit bekommen, weil sie keinen Laden haben oder ihnen das Budget für Werbung fehlt. Ihnen möchte ich mit der Messe eine Plattform bieten."

Schließlich habe sie "Kleidkunst" aus der eigenen Not heraus gegründet, als ihr nach dem Studium ebenfalls die Mittel für einen eigenen Shop fehlten. "Meine Mode bewegte sich zwischen Kunst und Design, was generell recht schwierig zu verkaufen ist", sagt die 35-Jährige. Individualität und kleine Labels zu fördern - diese Idee ging ihr aber nicht mehr aus dem Kopf. Die ersten Designer, die bei Elina Artis ausstellten, waren Kollegen, die sie aus dem Modedesign-Studium an der Armgartstraße kannte. Schnell sprach sich die Ausstellungsmöglichkeit herum. Heute kann sie von ihren Messen, die bereits in Altona und in der Europa-Passage stattfanden, leben. Nur für eigene Entwürfe bleibt leider keine Zeit mehr. "Oft sehe ich mir meine Nähmaschine zu Hause an und denke, wie sehr ich sie doch liebe", so die Designerin.

Aber Veränderung sei nun einmal nötig, vor allem in der Mode. Die Messe im Hühnerposten sei die erste, die so richtig professionell organisiert sei: mit Livemusik, Aftershopping-Party und der Verleihung des Publikumspreises am Sonntagabend. "In Hamburg tut sich was in Sachen Mode", sagt Elina Artis und spielt damit auf die lange andauernde Diskussion an, warum Hamburg keine Modemetropole ist. Die Designer müssten sich nur kontinuierlich Presse und Einkäufern präsentieren, um Erfolg zu haben. Die Messe sei ein wichtiger Treffpunkt, um zu netzwerken und an neue Aufträge und Verkaufsmöglichkeiten zu gelangen. Trotz Optimismus und Vorfreude auf das Event: "Hamburg fehlt ein zentraler Standort für Messen und Modeschauen."

Bis es so weit ist, müssen sich Hamburgs Kreative noch etwas gedulden. Erst 2011 soll in der HafenCity der "Designxport" mit Veranstaltungsflächen, Showrooms und Gastronomie entstehen. Dann hätte vielleicht auch "Kleidkunst" endlich ein dauerhaftes Zuhause.