In den Medien wird seit Monaten heftig und kontrovers darüber diskutiert, ob Handys an Schulen verboten werden sollen. In der Tageszeitung las ich, dass die Bayern sich mit einem Handyverbot in den Schulen schon durchgesetzt haben.

Dieses Verbot wird von vielen Lehrern auch außerhalb Bayerns begrüßt, und es ist zu befürchten, dass es sich auch in anderen Bundesländern durchsetzen wird. Das war für mich der Anstoß, darüber nachzudenken, ob ein Handyverbot an Schulen sinnvoll ist oder nicht.

Durch das Handy werden die Möglichkeiten, gewaltverherrlichende Videos oder pornografische Inhalte zu verbreiten, leicht gemacht. Ein Knopfdruck genügt, um diese Bilder anzugucken, anderen zu zeigen oder (via Bluetooth) auf andere Handys zu übertragen. Kaum ein Lehrer bekommt es mit, wenn unter den Tischen brutale Videos ausgetauscht werden.

Dazu kommen die heimlichen Fotos. Die meisten Handys fotografieren mittlerweile geräuschlos. Ist das Foto erst einmal gemacht, wird es herumgezeigt und weiterverschickt.

Kleiner, feiner, technisch raffinierter wird das Handy schnell zum Wertobjekt und Statussymbol. Das Mittelklassenhandy kostet um die 200 Euro, iPhones gibt es sogar erst ab 500 Euro. Damit ist ein Handy schnell ein begehrtes Objekt bei Dieben. Da die Schüler es nicht ständig bei sich tragen können, wie zum Beispiel im Sportunterricht, ist die Gefahr eines Diebstahls recht groß.

Die Benutzung in der Schule und im Unterricht lenkt vom Lernen ab. Wer in den Pausen SMS schreibt, Musik hört oder Spiele spielt, unterhält sich kaum noch mit seinen Mitschülern.

Wer im Unterricht Hände und Gedanken am Handy hat, kann der Schulstunde nicht folgen. So wird eine Erklärung einer Aufgabe im Mathematikunterricht überhört, und anschließend können die Aufgaben nicht gelöst werden.

In den Pausen hat nicht jeder Lust, sich mit anderen zu unterhalten. Um für sich zu sein, ist es durchaus von Vorteil, ein Handy bei sich zu haben. Man kann Spiele spielen oder Musik hören und sich damit von der Umwelt abschotten.

Da man stets sein Handy dabeihat, ist man auch immer in der Lage, sich Notizen zu machen. Stift und Papier dagegen sind nicht immer griffbereit. So kann ich beispielsweise in der Pause eine spontane Idee für den nächsten Physikunterricht festhalten.

Da fast alle Handys mittlerweile gute Kameras besitzen, können jederzeit spontane und kreative Fotoaufnahmen gemacht werden. Der Schnappschuss einer schwer tragenden Ameise oder eines anderen Kuriosums wäre früher nicht möglich gewesen.

Ein Handyverbot an Schulen bestraft nicht nur die Schüler, sondern auch die Eltern. Oft ist es Wunsch der Eltern, dass die Kinder in jeder Situation und zu jeder Zeit erreichbar sind. Das betrifft den verpassten Bus genauso wie die spontane Verabredung mit einem Schulfreund. Eltern möchten wissen, wo ihre Kinder sind.

Das Handy ist eine bewegliche Notrufsäule! Auf einsamen und abgelegenen Schulwegen gibt es allen mehr Sicherheit. Im Notfall kann schnell Hilfe gerufen werden.

Ein Handy ist viel mehr als nur ein Telefon. Es ist Radio, MP3-Player, Kamera, Notizbuch, Wecker, Taschenrechner, Uhr und noch vieles, vieles mehr. Wer glaubt, mit einem Handyverbot an Schulen zu erreichen, dass keine Gewaltvideos, pornografische Inhalte oder Ähnliches von Schülerinnen mehr konsumiert werden, der irrt!

In jedem Haushalt steht heutzutage mindestens ein Computer - das Fernsehangebot ist auch alles andere als gewaltfrei. Der Missbrauch, den wenige treiben, sollte nicht zu einem unzeitgemäßen Generalverbot führen.

Das Verbot ignoriert das wahre Problem. Auch sind Lehrer nicht dazu da, ein Handyverbot zu überwachen.