Die Auseinandersetzung um das Frappant-Gebäude in Altona spitzt sich zu: Gut 130 Künstler haben seit Frühjahr den oberen Teil des Gebäudekomplexes bezogen. Zuvor hatte dieser Teil des Gebäudes fast 20 Jahre lang leer gestanden. Zum 30. November bekamen sie nun überraschend die Kündigung. "Wir werden dann aber nicht ausziehen und wir können es auch nicht", hieß es gestern auf einer Pressekonferenz, die der von den Künstlern gegründete Mietverein kurzfristig angesetzt hatte. "130 Kreative würden sonst auf der Straße stehen, weil es in Hamburg kaum Ausweichmöglichkeiten gibt", sagt Oliver Görnandt, ein 38jähriger Fotograf aus dem Frappant.

Von der Kündigung seien die Nutzer im Frappant zudem völlig überrascht worden. Zwei Tage vorher habe es vom Bezirk noch eine Zusage über einen Heizkostenzuschuss gegeben. "Mit der Kündigung konnte keiner von uns rechnen", so Görnandt. Die Künstler wollen nun erreichen, dass sie wenigstens bis zum Frühjahr 2010 bleiben können. Dann will Ikea das in den 70er-Jahren gebaute Gebäude für ein neues Möbelhaus abreißen.

Am kommenden Sonnabend ist angesichts der Kündigung der Frappant-Künstler eine Art Solidaritäts-Kundgebung in der Hamburger Innenstadt geplant. Etliche Initiativen, die sich derzeit gegen solche Verdrängungsprozesse einsetzen, wollen dann durch die Stadt ziehen. Künstler aus dem Gängeviertel, Initiativen aus St. Pauli und anderen Brennpunkten der Stadt werden dabei sein, hieß es.

Im Frappant selbst ist am Sonnabend von 11 Uhr an ein ganzer Tag voller Veranstaltungen geplant: Ausstellungen werden geöffnet haben, die Künstler zeigen ihre Ateliers und abends wird es Konzerte in dem Haus geben. Am Sonntag ist zudem eine Podiumsdiskussion über das Thema geplant.

Der Bezirk Altona kündigte unterdessen an, dass mit den Künstlern ein Treffen stattfinden soll, um doch noch eine Lösung zu finden. Bezirkssprecher Rainer Doleschall: "Wir sind mit der Finanzbehörde auch im Gespräch, um städtische Gebäude als Alternative zum Frappant zu finden." Noch sei aber alles offen, so Doleschall.

Wie berichtet, waren in den vergangenen Jahren mehre Investoren an einer Wiederbelebung des früheren Karstadt-Hauses an der Großen Bergstraße gescheitert oder vorzeitig abgesprungen. Die Hoffnung vieler Bezirkspolitiker ruht nun auf dem schwedischen Möbelkonzern, der dort ein neuartiges City-Möbelhaus bauen will. Ein Projekt, das derzeit heftig umstritten ist im Bezirk Altona. So gibt es ein Pro- sowie ein Kontra-Begehren, im Januar steht voraussichtlich ein Bürgerentscheid dazu in Altona an. Allerdings hat Ikea noch keine endgültige Entscheidung getroffen und besitzt zudem das Recht, von dem bereits unterzeichneten Kaufvertrag zurückzutreten.

"Wir wollen den Bürgerentscheid abwarten - wir kommen eben nur dann, wenn man uns will", so eine Ikea-Sprecherin. Weitere Städte in Deutschland für das neue "City-Konzept" habe Ikea bisher nicht als Standort im Visier. "Nach unseren Marktanalysen hat Hamburg für uns viel Potenzial, weil unsere Standorte Moorfleet und Schnelsen nicht von den Bewohnern der Innenstadt angefahren werden."

Eigentümerin des Gebäudes ist ein Tochter-Unternehmen der Hypo Real Estate Bank. Die Künstler schlagen als Alternative zu den Ikea-Plänen vor, dass die Stadt ihr Vorkaufsrecht in dem Sanierungsgebiet an der Großen Bergstraße wahrnimmt, das Frappant übernimmt und es den Nutzern für die Schaffung eines Kunst- und Stadtteilzentrums überlässt. Stadtplanungs-Student Benjamin Häger (26): "Wir sind hier nicht gegen Ikea - wir sind nur für etwas anderes im Frappant."