Von Kafka bis Marilyn Monroe: Werbeagentur-Chef Klaus Paulsen hat Prominente auf sieben großflächigen Gemälden auf Leinwand gebannt.

Hamburg. Kafka schaut ins Leere. Dabei hängen ihm direkt gegenüber sechs Frauenakte an der Wand des Besprechungsraums. "Die habe ich vor sieben Jahren auf La Palma gemalt", sagt Klaus Paulsen (65). Kafka ist nicht der einzige Prominente, den der Werbeagentur-Chef auf Leinwand gebannt hat. Den größten Reigen hat er gerade erst fertiggestellt und spärlichst bekleidet an die frische Luft entlassen: Ob Bruce Willis oder Marilyn Monroe, Amy Winehouse oder Ben Becker, ja selbst Angela Merkel und Helmut Schmidt, sie alle tummeln sich jetzt in Winterhude. Mit barocken Körperformen à la Rubens und Michelangelo zieren sie auf sieben großflächigen Gemälden den Torweg im Poelchaukamp 7.

"Hier hingen schon 20 Jahre lang ganz ähnliche Gemälde, aber nicht von mir", sagt Paulsen und schaut hinauf zur Decke des Durchgangs, den das größte seiner neuen Bilder schmückt. "Götter und Unsterbliche" heißt es. Marlon Brando und Monica Bellucci sind die hüllenlosen Hauptakteure. "Als der vorherige Eigentümer die Immobilie verkaufte und die Bilder mitgenommen hat, habe ich mich angeboten, neue zu schaffen", sagt Paulsen. Malen ist seine Leidenschaft, und bereits 1960 belegte er Zeichenkurse bei Prof. Hoppe an der Kunstakademie Lerchenfeld in Hamburg. Zum Beruf machte er anderes: Von der Dekorationslehre im Alsterhaus über einen Dachdeckerjob auf Föhr bis hin zum Tellerwäscher und Schweinefarmer in Australien reicht die Liste, die kaum eine Branche auslässt. 1978 schließlich machte er sich als Werbegrafiker selbstständig, und seit sieben Jahren arbeitet er in einem Hinterhaus am Poelchaukamp.

An dem Pantheon "Gott ist eine Frau" mit sieben Bildern in Acryl, das jetzt im Torweg aufgehängt wurde, arbeitete Paulsen zwei Jahre lang. "Die Originalvorlagen waren im Internet schwer zu finden, und auch die Prominentensuche war nicht einfach - immerhin musste die Kopfhaltung einigermaßen stimmen", sagt Paulsen. Wonach er die "Neuen Götter unserer Zeit", wie er die Schauspieler, Musiker und Politiker nennt, ausgesucht hat? Das sei rein zufällig geschehen, so Paulsen. Allerdings folgte er bei seiner Arbeit einem Trend der Zeit: "Bei Rubens' opulenten Frauen waren die Brüste immer viel zu klein. Die habe ich auf meinen Bildern vergrößert", sagt der Künstler und lacht.

In Winterhude kennt man den Torweg. Immer wieder bleiben Passanten stehen, versuchen, das "Who's who" zu enträtseln. Wer scheitert (Paulsen: "Jugendliche erkennen meist nur Amy Winehouse"), kann auf den Bronzeschildern unter den Werken nachlesen, um wen es sich handelt. Solange die Stars nicht wieder vom Himmel fallen: Nach dem Aufhängen der bedruckten Leinwände (die Originale sind kleiner und gut verwahrt) lösten sich vier Leinwände über Nacht wieder ab. Paulsen: "Diese Leinwände hatten einen Kunststoffanteil, deshalb haftete der Kleber nicht." Ein neuer Klebstoff brachte den erwünschten Erfolg. Am kommenden Sonntag, ab 11 Uhr, wird der "Torweg voller Götter" offiziell mit einem kleinen Fest eröffnet.