Sie haben in Ihrem Leben sicher schon viel gesehen, aber das hier ganz sicher nicht. Denn beim Dialog im Dunkeln gibt es nichts zu sehen - dafür viel zu spüren.

Sie haben in Ihrem Leben sicher schon viel gesehen, aber das hier ganz sicher nicht. Denn beim Dialog im Dunkeln gibt es nichts zu sehen - dafür viel zu spüren. Urlaub für die Augen, ein Fest für die Sinne. Im Dunkeln schmeckt Cola anders. Große Räume wirken winzig, und auch wer zunächst glaubt, einen Apfel in der Hand zu haben, zweifelt plötzlich, ob es nicht vielleicht doch eine Orange ist.

Das alles klingt fremd und vielleicht verrückt. Aber jeder, der die im Jahr 2000 eröffnete Ausstellung in der Hamburger Speicherstadt besucht, wird seine Erfahrungen als "Blinder" so schnell nicht vergessen. Die Hochachtung vor den Menschen, die selbst am helllichten Tag in totaler Finsternis leben, wächst mit jeder Minute, die man sich unbeholfen und ein wenig hilflos durch die Ausstellung hindurchtastet.

Ein Rollentausch findet statt, wenn blinde Scouts die Gruppen von jeweils acht Personen durch die szenischen Kulissen leiten und sich die eigentlich sehenden Besucher komplett in die Obhut ihres Begleiters und seiner Stimme begeben. Vor der eineinhalbstündigen Führung durch die komplett lichtlose Welt stehen viele Fragezeichen im Raum: Was wird uns erwarten, muss ich Angst haben? Werde ich mich erschrecken? Was ist, wenn ich mich verlaufe? Sehen kann man nichts. Ob die Augen geöffnet oder geschlossen sind, macht keinen Unterschied.

Doch dann - Erleichterung. Mit jedem Meter in der Finsternis schwindet die Unsicherheit. Der Weg führt durch Parkanlagen, die Besucher werden mit dem alltäglichen Straßenverkehr konfrontiert, und auch dem Hafen wird ein Besuch abgestattet. Jetzt kommt es auf die Ohren, den Tastsinn, die Vorstellungskraft und vielleicht auch auf Mut an, um erfolgreich durch die schwarze Welt zu gelangen.

Für die ganz Mutigen bieten die Veranstalter ein Abendessen mit mehreren Gängen an. Niemand weiß, was sich vor ihm auf dem Teller befindet. Die Auflösung gibt es erst ganz zum Schluss. Und im Dunkeln mit Messer und Gabel zu essen ist gar nicht so einfach, zumal nicht klar ist, was eigentlich auf dem Tisch steht. Denn vielleicht gibt es ja zum Nachtisch einen Apfel, oder ist es vielleicht doch eine Orange?

Kultur

Alter Wandrahm 4, 20457 Hamburg

Tel.: 040/309 63 40

Reservierungen unter: 0700 44 33 20 00

www.dialog-im-dunkeln.de

Öffnungszeiten: Di-Fr 9-17 Uhr. Sa 10-20 Uhr, So u. feiertags 11-19 Uhr

Preise: 15 Euro Erwachsene, 6 Euro Kinder (bis 14 Jahre), Familien 40 Euro.

Dauer: normale Tour 60 Minuten, erweiterte Tour 90 Minuten.

ÖPNV: U 1, Haltestelle Messberg (Ausgang Deichtorhallen)

Geeignet für Sehende, Blinde und alle, die eine neue Sicht auf die Welt bekommen möchten.