Hohen Respekt zolle ich den Entscheidungen, die die Verantwortlichen nach dem Tod von Nationaltorwart Robert Enke getroffen haben! Der DFB sagte ein Länderspiel ab, das Stadion von Hannover 96 bot Raum und Rahmen für eine bewegende Trauerfeier.
Trauer braucht Zeit und Raum - das haben Abertausende von Fußballfans in den vergangenen Tagen erfahren. In Klubhäusern und auf Straßen, in Gottesdiensten und im Stadion. So unbegreiflich jeder Tod auch immer bleibt - gerade, wenn ihm so viel Tragik innewohnt wie bei dem Sterben von Robert Enke: Tränen und das gemeinsame Trauern helfen uns dabei, den Weg zurück ins Leben zu finden.
Was beim Abschied von Robert Enke möglich geworden ist - innezuhalten und das Wichtige vom Unwichtigen zu unterscheiden - sollte beim Tod eines jeden Menschen möglich sein. Auch dann, wenn das Spektakuläre fehlt. Jeder, der einen Menschen verliert, hat das Recht auf Zeit und Raum zur Trauer. Jeder hat das Recht auf ein eigenes Tempo, damit umzugehen.
Dafür steht auch der morgige Sonntag. "Totensonntag" steht in den meisten Kalendern. Ein Tag, der der Trauer und der Erinnerung an die Verstorbenen gewidmet ist. Ob auf dem Weg zum Grab oder zu Hause in der Erinnerung. Wer trauert, bekommt Zeit.
In meinem Kalender steht aber nicht nur "Totensonntag", sondern auch "Ewigkeitssonntag". Mit dieser Benennung geben Christen ihrer Überzeugung Ausdruck, dass jeder Mensch auch jenseits des Todes seinen Platz hat, der ihn mit Geborgenheit umgibt - geborgen in Gottes Liebe. So schwingt am morgigen Sonntag neben aller Trauer auch Hoffnung mit. Hoffnung auf ein neues Leben für diejenigen, die gestorben sind. Und Hoffnung auf ein Leben, das diese Bezeichnung verdient. Auch für die Menschen, die manchmal schon auf Erden dem Tod näher sind als dem Leben. Hoffnung auf ein Leben ohne Käfige der Angst, ohne Depressionen, ohne erbarmungsloses Leistungsdenken.
Trauer braucht Zeit und Raum - das sollte beim Tod eines jeden Menschen gelten. Eine Gesellschaft, die das nicht respektiert, wird gnadenlos.