Die Folgen des Volksbegehrens gegen die geplante Schulreform sind noch völlig offen. Das Abendblatt beantwortet die wichtigsten Fragen zum aktuellen Stand der Reform-Umsetzung:

Was beinhaltet die Schulreform?

Die Reform tritt im Schuljahr 2010/11 in Kraft. Nach sechs Jahren Primarschule können die Schüler ein Gymnasium (Abitur in zwölf Schuljahren) oder eine Stadtteilschule (Abitur in 13 Schuljahren) besuchen. Welche Schulform nach Klasse 6 geeignet ist, entscheidet künftig die Lehrerkonferenz. Ein Elternwahlrecht gibt es nicht mehr. Auch das Sitzenbleiben wird abgeschafft, schlechte Schüler werden durch "Lerncoachings" gefördert.

Gibt es Auswirkungen auf die aktuelle Anmelderunde?

Im Sommer wechseln noch einmal alle Viertklässler auf eine weiterführende Schule. Vorbehaltlich der Entscheidung der Deputation am 25. November regelt der Schulentwicklungsplan 2010-2017, wie die Schulstandorte zum nächsten Schuljahr umstrukturiert werden. So werden Gesamtschulen zu Stadtteilschulen, die Grund-, Haupt- und Realschulen werden entweder Stadtteilschulen oder Primarschulen. Vorgesehen sind Fusionen ganzer Schulen oder einzelner Jahrgangsstufen. Alle Gymnasien bleiben bestehen, verlieren bis 2012 zwei Klassenstufen.

Ändert sich etwas für die Anmeldung der Schulanfänger?

Eltern können ihre Kinder weiterhin an jetzigen Grundschulen anmelden. Das gilt auch, wenn sie mit einer anderen Grundschule zur Primarschule zusammengelegt werden.

Gibt es bereits Veränderungen an den künftigen Primarschulen?

Die Vorbereitung auf die Primarschule - insbesondere für die 1. und 4. Klassen - laufen. Die neuen Unterrichtspläne treten aber erst im kommenden Schuljahr in Kraft. Das gilt auch für die 24 sogenannten Starterschulen, die schon in diesem Sommer mit einer fünften Klasse starten. Die Lehrkräfte werden in Fortbildungen auf den veränderten Unterricht wie Englisch ab Klasse 1 vorbereitet. Zusammenlegungen sind in Gang, parallel läuft die Neubesetzung der Schulleiterpositionen.

Werden schon jetzt Lehrer von weiterführenden Schulen an Primarschulen versetzt?

Nein. Primarschulen stellen zum Schuljahr 2010/11 Lehrer von weiterführenden Schulen neu an. Außerdem werden Lehrer ganz oder teilweise abgeordnet. Laut Behörde gibt es viele Interessenten.

Wie geht es weiter mit den Um- und Neubaumaßnahmen?

Die Planungen für die Um- und Erweiterungsbauten an Schulen, die im Rahmen der Schulreform notwendig sind, werden nach der Entscheidung der Deputation konkretisiert. Danach beginnt die Umsetzungsphase.

Was fordert die Volksinitiative gegen die Schulreform?

Sie will erreichen, dass die fünften und sechsten Klassen an den weiterführenden Schulen erhalten werden. Zudem sollen die Eltern auch in Zukunft das Recht haben, die Schulform für ihr Kind nach der vierten Klasse zu wählen. Sollten sie ihre Forderungen durchsetzen, wären die laufenden Vorbereitungen obsolet. Da aber noch nichts umgesetzt wurde, gibt es keine neuen Veränderungen.

Kann es sein, dass der Termin für den Volksentscheid in den Sommerferien liegt?

Ja, der frühestmögliche Termin ist nach Angaben des Landeswahlleiters der 18. Juli 2010 - zehn Tage nach Ferienbeginn. Sollten die Initiatoren eine einmonatige Bedenkzeit vor dem Antrag auf einen Volksentscheid ausschöpfen, wäre der späteste Termin der 22. August. Das ist der Sonntag nach den Sommerferien. Walter Scheuerl, Sprecher der Initiative "Wir wollen lernen", die bislang immer vom 4. Juli als wahrscheinlichen Termin ausgegangen war, sagte gestern: "Der Termin ist für uns sekundär." Da sechs Wochen vor der Wahl Briefwahlunterlagen verschickt würden, "können alle abstimmen".