Das Kinderhaus will sie von der Straße holen - mit einem Theologen als Boxtrainer.

Sie sind oft in Schlägereien verwickelt, nehmen Drogen oder stehlen. Ihre Eltern kümmern sich nicht um sie, die Perspektiven für ihr weiteres Leben sind düster. Die Arche Jenfeld, die täglich mehr als 100 Kinder betreut, will jetzt auch Jugendliche von der Straße holen.

"Wir müssen uns auch um diejenigen kümmern, die aus der Betreuung der Arche herausgewachsen sind", sagt Ragna Rehder vom Arche-Freundeskreis. "Das konnten wir bislang mit unserer Kapazität nicht leisten."

Daher haben die Förderer der Hilfseinrichtung jetzt die Stelle eines Jugendbeauftragten finanziert - allein 47 000 Euro spendeten die Johanniter Sachsenwald. Seit September ist Benjamin Nöhre in der Arche angestellt. Der Theologe hat bereits in der Berliner Arche Erfahrungen gesammelt und jede Menge Ideen für Jenfeld. Sein Arbeitsplatz ist das Jugendhaus an der Barsbütteler Straße. Dort stehen Billardtische, Tischkicker und Sofas zum Reinlümmeln. Doch das reicht Nöhre nicht. "Jugendliche brauchen nicht einfach einen Platz zum Abhängen, sondern einen ähnlich ganzheitlichen Ansatz wie Kinder", sagt der 30-Jährige. Zunächst müssten sie lernen, ihn und seine Mitarbeiter als Ansprechpartner zu akzeptieren. Weil die Jugendlichen nicht einfach ins Jugendhaus kommen, geht Nöhre hinaus in den Stadtteil. Etwa zum Box-Projekt der Jürgen-Blin-Stiftung, bei dem viele junge Jenfelder mitmachen. Als Co-Trainer gewinnt Nöhre ihr Vertrauen und macht sie mit den Angeboten des Jugendprojekts bekannt. So werden im Jugendhaus Treffen zu den Themen Selbstrespekt, Mobbing oder Angst veranstaltet, man kocht gemeinsam, spielt Kicker oder Billard.

Es gibt Freizeit- und Ferienangebote - etwa Besuche im Schwimmbad oder im Fußballstadion -, im nächsten Jahr ist ein Feriencamp geplant. Außerdem sollen die Jugendlichen Nachhilfe und Unterstützung bei den Hausaufgaben bekommen. "Dafür suchen wir noch Ehrenamtliche, die regelmäßig Zeit haben und geübt im Umgang mit Jugendlichen sind", sagt Benjamin Nöhre.

In den vergangenen Wochen hat der Theologe und Jugendbeauftragte viel Werbung für den Berufsorientierungstag gemacht, der am Montag in der Arche veranstaltet wird. Namhafte Unternehmen wie Airbus, Unilever und Otto Group beteiligen sich daran, aber auch der Stadtteilpolizist und der Friseur aus der Nachbarschaft. "Wir erwarten etwa 120 Jugendliche", sagt Nöhre. "Selbstverständlich helfen wir ihnen auch beim Nachbereiten der Veranstaltung, bei der Berufsfindung und den Bewerbungsschreiben."

Doch auch Spaß und Bewegung sollen beim Arche-Jugendprojekt nicht zu kurz kommen. Daher entsteht neben dem Jugendhaus ein Fußballplatz.

Nöhre möchte auch den sogenannten Kirchenraum - einen nüchternen Saal mit weißen Wänden - umgestalten. Der Theologe: "Damit wir den Jugendlichen aus dem Stadtteil einen Ort bieten können, an dem sie sich richtig wohlfühlen."