Das Besondere an dem neuen Buch zum Hamburgischen ist seine Genese: Im Zusammenwirken der Leserinnen und Leser und der Redaktion des Abendblatts ist ein Wörterbuch entstanden, das auf Tausenden von Zuschriften basiert, die auf die Frage: "Sprechen Sie Hamburgisch"? eine Antwort parat hatten. Besonders bemerkenswert auch: Das Interesse an dem Heimatidiom ging quer durch die Altersschichten. Auch aus wissenschaftlicher Sicht ist eine solche indirekte Sprachdatenerhebung zu begrüßen, da über das Bekannte hinaus neue Einsichten in Verwendungszusammenhänge, spezielle Bedeutungen et cetera gewonnen werden. Das Zufallsprinzip führt dabei zu einer Blütenlese von Wörtern, die in bunter Mischung präsentiert werden. Aber gerade dadurch gewinnt dieses Wörterbuch eine Qualität, die wissenschaftlich gearbeiteten Publikationen dieses Genres in der Regel abgeht: Man kann es Artikel für Artikel lesen und wird dabei eine spannende Lektüre erleben.

Die einleitenden Kapitel geben einen unterhaltsam geschriebenen Überblick über die verschiedenen, sich gegenseitig beeinflussenden Varietäten der Hamburger Sprachlandschaft: Da geht es vom Hochdeutschen über das Platt zum Missingsch und schließlich zu Hamburger Spezialitäten wie der Kedelkloppersprook und des Nachtjargons.

Leider legt das Buch der bunten Mischung der eingesandten Begriffe unnötig ein zu enges Korsett an. Demnach ginge es um "die Ausdrücke und Begriffe, die Redensarten und Sprichwörter, die wir Älteren früher ... gebraucht haben, die heute aber bis auf wenige Reste aus der Umgangssprache verschwunden sind" (S. 10). Das trifft nicht überall zu. Auf manche Einträge hätte verzichtet werden müssen, da sie im gesamten deutschen Sprachraum gängig sind, wie zum Beispiel abkönnen, abkriegen . Auch zu Ostern etwa verdient keine Aufnahme, da es gegenüber dem südlichen an Ostern weit über das niederdeutsche Sprachgebiet nach Süden hin gebräuchlich ist. Hier sollten dann doch engere Grenzen gezogen werden. Für eine Fortführung der Sammlung wären schließlich noch etymologische Angaben zur Herkunft der Wörter wünschenswert, da sich die Leser besonders auch dafür interessieren.

Das Buch können Sie bestellen unter www.abendblatt.de/shop oder telefonisch: 040/34 72 65 66.