Warum musste der kleine Fouzane sterben? Wo langen die Irrtümer, Versäumnisse oder sogar Fehler, die dazu führten, dass bei dem Neunjährigen nach einer Routineoperation in einer HNO-Praxis die Atmung aussetzte und dies schließlich zu seinem Tod führte? "Es war nicht ständig jemand im Aufwachraum. Es gab zwar eine engmaschige Kontrolle, aber nicht etwa im Minutentakt", sagte eine Arzthelferin als Zeugin am Freitag im Prozess gegen die wegen fahrlässiger Tötung angeklagte Anästhesistin Asnath B. Der 50-jährigen Medizinerin wird vor dem Amtsgericht vorgeworfen, den Jungen nach der Operation nicht genug überwacht zu haben.

Wie oft und in welchen Abständen kontrolliert werden solle, habe der Praxisleiter und Operateur Dr. Horst B. nicht vorgegeben, schilderte die Arzthelferin weiter. "Es gab auch keine Überwachungsgeräte." Diese Regelung sei am Tag nach dem tragischen Vorfall vom 14. März 2007 sofort geändert worden. Jetzt werde stets ein Gerät eingesetzt, das Atmung und den Sauerstoffgehalt im Blut kontrolliert. "Und seitdem sitzt auch die ganze Zeit jemand beim Patienten."

Ganz anders hatte es der Vater des Jungen erlebt, als die Atmung seines Kindes aussetzte. "Ich wurde allein gelassen", hatte der 40-Jährige am ersten Verhandlungstag geschildert. Er sei mit den Worten "haben Sie Geduld" abgewiesen worden, hatte der Mann weinend erzählt.

Die Verteidigung will beweisen, dass die Verantwortung für Fouzanes Tod nicht bei der Narkoseärztin, sondern beim Operateur liege. Dazu stellte sie am Freitag den Antrag, den damaligen Operationsplan zu beschlagnahmen. Denn daraus ergebe sich, wer die Überwachung abgerechnet hat. "Und wer das abrechnet, bei dem liegt die Haftung."