Berit Bliesemann de Guevara und Alexander Hellgardt wird am 23. November der Deutsche Studienpreis der Körber-Stiftung verliehen.

Hamburg. Nein, überrascht sei sie eigentlich nicht gewesen, als sie die Nachricht bekommen hat, sagt Berit Bliesemann de Guevara. "Ich hatte zwar zunächst Zweifel, ob das Thema meiner Dissertation für den Preis infrage kommt. Aber die Vorstellung meiner Arbeit stieß dann doch auf eine sehr gute Resonanz."

Nun bekommt Bliesemann de Guevara am 23. November aus den Händen von Bundestagspräsident Norbert Lammert den Deutschen Studienpreis der Körber-Stiftung verliehen. Sie vergibt die Auszeichnung für "exzellente Dissertationen, die von besonderer gesellschaftlicher Bedeutung sind".

"Staatlichkeit in Zeiten des Statebuilding - Internationale Intervention und politische Herrschaft in Bosnien und Herzegowina", so heißt die Dissertation der Politikwissenschaftlerin von der Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr in Hamburg.

In ihr erforschte die 33-Jährige, wie gut das sogenannte Statebuildung westlicher Staaten funktioniert. Dessen Ziel ist es, politische, ökonomische und soziale Strukturen so zu verändern, dass langfristig marktwirtschaftliche Demokratien entstehen.

Das Ergebnis der Wissenschaftlerin: In der Praxis lassen sich historisch gewachsene Strukturen nicht problemlos durch importierte Modelle ersetzen. Entsprechende Länder entsprächen dann zwar formal dem Staatsideal, im Innern jedoch klafften noch immer Risse. Die Preisträgerin bezeichnet solche Länder deshalb als "Potemkinsche Staaten", also Länder, die äußerlich und formal auf westliche Standards gebracht werden, deren Zustand hinter den Kulissen aber verheerend sei.

Zwar bezieht sich Bliesemann de Guevaras Dissertation auf die Lage im ehemaligen Jugoslawien, dennoch ließen sich die Ergebnisse auf aktuelle Brennpunkte anwenden. Auf die Lage in Afghanistan etwa und das dortige Engagement der Bundeswehr, das hierzulande für heftige Debatten sorgt.

Aus Hamburg kann sich in diesem Jahr noch ein zweiter Wissenschaftler über die Auszeichnung freuen: Alexander Hellgardt, der an der Universität Hamburg promoviert hat, beschäftigte sich in seiner Dissertation mit dem deutschen Haftungsrecht und dem Kapitalmarkt. Passend zur Wirtschaftskrise, die viel Anlegerkapital vernichtet hat, kritisiert der Jurist den mangelhaften Schutz der Anleger und macht Vorschläge für eine Rechtsreform.

Zur Verbesserung des Anlegerschutzes schlägt der Preisträger vor, mehr Unternehmenspublikationen als bisher in die Haftung der Konzerne einzubeziehen. Dazu sollten Halbjahres- und Jahresabschlüsse, Zwischenberichte und Pressemitteilungen zählen. Nach Ansicht des 30-Jährigen seien Anleger über bevorstehende Übernahmen ebenso zu informieren wie über eine krasse Überbewertung der eigenen Aktien. Auch mündliche Äußerungen der Manager sollten eine Haftung auslösen, etwa Reden auf Hauptversammlungen.

Die 30.000 Euro Preisgeld wollen beide Preisträger auch für ihre Forschungen ausgeben. Berit Bliesemann de Guevara will vor allem ihre wissenschaftliche Arbeit in betreffenden Ländern vor Ort ausbauen. Aber auch Annehmlichkeiten wollen sich beide gönnen: "Ich träume davon, auf einem italienischen Weingut etwas auszuspannen", sagt Alexander Hellgardt.