Die Studiengänge müssen verbessert werden, sagt Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach. So steht es auch im Berliner Koalitionsvertrag.

Hamburg. Die Zeit drängt: "Um Nachteile zu vermeiden, informieren Sie sich über den für Ihren Studiengang geltenden Zeitpunkt" heißt es in einer Mail an Studierende der Uni Hamburg, die zum Beispiel für Soziologie auf Diplom eingeschrieben sind. Viele herkömmliche Studiengänge werden von 2011 an nicht mehr angeboten. Die Mail ist ein deutliches Signal, dass der Übergang zum System der gestuften Abschlüsse, Bachelor und Master, bis dahin abgeschlossen sein soll.

"Es muss aber noch eine Menge nachgebessert werden", sagte Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach (CDU) im Gespräch mit dem Abendblatt. Derzeit entwickelt eine Arbeitsgruppe aus Behörde, Hochschulpräsidien und Studierenden Vorschläge. "Wir werden sehr genau darauf achten, dass unsere Hinweise berücksichtigt werden", kündigte AStA-Vorsitzende Aleksandra Szymanski an.

Dass die Studiengänge verbessert werden müssen, steht auch im Berliner Koalitionsvertrag, zudem hat sich der Senat dazu verpflichtet. Die Stadt werde dafür ihre gesetzlichen Spielräume ausnutzen, hieß es in der Behörde. So sei eine Verlängerung der Bachelor-Studienzeit in einigen Fällen auf bis zu acht Semester möglich, um den Studierenden Auslandsaufenthalte oder Praktika zu ermöglichen. "Wir prüfen zudem, welche Angebote als Teilzeitstudium infrage kommen", sagte Gundelach. Die Angebote sollen sich an Interessenten richten, die von den straffen Stundenplänen der Bachelor-Fächer ausgeschlossen sind: Eltern, Berufstätige und Studierende, die aufgrund ihrer wirtschaftlichen oder familiären Situation viel nebenher arbeiten müssen.

"Zudem müssen sich Hamburger Hochschulen international viel stärker vernetzen", sagte Gundelach. Das gehört bisher zu den größten Kritikpunkten am neuen System: Anstatt, wie geplant, einen Wechsel der Uni innerhalb Europas zu erleichtern, wurde dies deutlich erschwert, wie Statistiken zeigen.

Grundsätzlich bekennt sich die CDU-Wissenschaftssenatorin jedoch zu den neuen Abschlüssen. Mittelfristig sollen 40 Prozent der Bevölkerung eine Hochschule besuchen. Derzeit liegt die Quote in Hamburg etwa bei 35 Prozent. Diese hohe Zahl von Studierenden ist laut Gundelach im bisherigen Studiensystem nicht zu bewältigen. Ihrer Ansicht nach entspreche ein stärker strukturiertes Studium ohnehin den Bedürfnissen der Mehrheit. Natürlich sei ein Bachelor nicht damit vergleichbar, was das Diplom einmal gewesen sei, sagt Gundelach. "Aber viele der jungen Studienanfänger wollen nicht Wissenschaftler werden, sondern sich für einen Beruf qualifizieren."

Bisher hat der Bachelor jedoch deutliche Imageprobleme: Er werde als Schmalspurstudium auf dem Arbeitsmarkt nicht anerkannt. Eine Studie des Kasseler Hochschulforschungszentrums (36 000 befragte Absolventen) kommt jedoch zu anderen Ergebnissen. Demnach suchen Bachelor-Absolventen mit im Schnitt 3,2 Monaten nicht länger nach einem Job als Master-Absolventen. 86 Prozent waren eineinhalb Jahre nach dem Abschluss in Vollzeit angestellt.

Bleibt die Finanzierungsfrage: Bereits jetzt klagen Hochschulen, dass die staatlichen Mittel für die umfangreichen Reformen nicht ausreichen. Zudem scheint sicher, dass auch die Wissenschaftsbehörde aufgrund der Hamburger Rekordverschuldung den Rotstift ansetzen wird. Senatorin Gundelach: "Zusätzliche Mittel sind in der gegenwärtigen Situation unrealistisch, im Übrigen wird ein Studium heute in der Regel deutlich zügiger abgeschlossen als bisher, dadurch sinkt die Zahl der Studierenden." Durch diese Entwicklung, so Gundelach, könne mit dem gleichen Personal die notwendige Betreuung gesichert werden.