Jens Meyer-Odewald fragt spontan Menschen, was sie gerade bewegt, lädt sie auf einen Kaffee ein und lässt sie erzählen. Heute: Kassiererin Gaby Knaak.

Reichlich Remmidemmi an der Esso-Tankstelle Taubenstraße. Ein Auto nach dem anderen fährt vor, auch einige Fußgänger kaufen Sprit, die Waschstraße ist gut belegt. Zur Krönung dreht ein Fernsehteam zwischen den Zapfsäulen: Comedystar Ingolf Lück erfüllt sich einen Traum und fegt die Tanke. Mit Hingabe.

Gut, dass Gaby Knaak die Übersicht behält; denn der Kassiererin entgeht nichts. Muße für einen Kaffee? Na klar, aber bitte erst nach Schichtende. Um 6.30 Uhr ging's heute los, um 14.30 ist Fofftein.

"Reichlich was los, macht aber Spaß", sagt sie schließlich, atmet einmal tief durch. Wer seit 23 Jahren auf dem Kiez kassiert, ist nicht so leicht zu erschüttern. Gut so. Weil die gebürtige Bad Segebergerin Tag für Tag einen Spagat zwischen Job und Privatleben schaffen muss. Daheim in Lurup wartet Tochter Alina (12) auf ihre allein erziehende Mutter. Die Gymnasiastin, das wird schon nach dem ersten Schluck klar, ist der Sonnenschein ihres Lebens. Gleich, nach dem Nachmittagsunterricht, gibt's erst Kakao, Kuchen und Klönschnack, dann Vokabeln satt; abends kommen Kohlrouladen nach Hausfrauenart auf den Tisch.

Allzuviel Zeit für persönliche Vorlieben bleibt nicht. Übermorgen, am freien Tag, steht ein ausgedehntes Frühstück mit Freundin Britta im Schweinske auf dem Plan. Anschließend wollen beide Mütter mit ihren jungen Damen ins Indoorcenter "Rabatzz" - der Name soll Programm sein.

Das Handy klingelt. Alina ist dran. Nichts wie los...