Jens Meyer-Odewald fragt spontan Menschen, was sie gerade bewegt, lädt sie auf einen Kaffee ein und lässt sie erzählen. Heute: Schwester Clemensa

Bitterkalt ist es auf der Reeperbahn. So und so. Inmitten des pulsierenden Feierabendbetriebs geht eine Ordensschwester zielstrebig Richtung Nobistor, vorbei an allen möglichen Spelunken. Kaffee möchte die Franziskanerin Clemensa nicht trinken, einen heißen Kakao umso lieber. Also auf zum Café Möller am Beatles-Platz.

Wohin des Weges, Schwester? "Von meiner Kirchenwohnung in der Großen Freiheit zu Alimaus", antwortet sie nach einem erwärmenden Schluck. Fragende Blicke erwidert sie mit der Erklärung: Gemeinsam mit vier anderen Schwestern und 200 ehrenamtlichen Helfern werden in der Sozialeinrichtung am Rande des Kiezes Frühstück und Mittagessen an Obdachlose und Bedürftige ausgegeben. "300 bis 400 Gäste haben wir", sagt die gelernte Erzieherin. Tag für Tag, finanziert durch Spenden. Hinzu kommen eine Kleiderkammer, medizinische Versorgung sowie eine Beratungsstelle. Im Mai wechselte die Ordensschwester von der "Wärmestube" in Osnabrück als Leiterin zu "Alimaus".

Schwester Clemensa blickt auf die Uhr. Eile ist geboten. Seit gestern wird auch Abendbrot ausgeteilt - der Winter naht. Was noch mehr Arbeit bedeutet.

Doch über Mühe und Plage redet die couragierte Wohltäterin gar nicht gerne. Schon eher über ihr Hobby: Ohne Krimi geht sie selten ins Bett.