Der erste Kandidat ist das Torgauer Doppel Caramel: geschmeidige Konsistenz, schokoladige Farbe. “Etwas gewöhnungsbedürftig, aber beim zweiten Schluck ganz lecker“, urteilt ein grauhaariger Herr im blauen Poloshirt. Stimmt. Der Tropfen geht leicht über die Zunge und schmeckt wie Malzbier - die 1,5 Prozent Alkohol sind kaum zu merken.

"Ein leichter Aperitif, sehr gut für den Einstieg", meint Lars Seyfried (43). Er ist der Gründer und Vorsitzende des Hamburger Vereins "Kampagne für Gutes Bier" (KGB) - und Initiator des Abends. Im "Torrefaktum", einer ambitionierten Ottenser Kaffeerösterei, in der sich sonst alles um die braune Bohne dreht, findet ausnahmsweise eine Schwarzbierverkostung unter dem Motto "Die dunkle Seite des Bieres" statt.

Die 30 Hopfenfreunde erhalten zum Bier eine fundierte Einführung. Dabei erweist sich der KGB-Vorsitzende Seyfried - der im wirklichen Leben ironischerweise Weinhändler ist - als wandelndes Lexikon. Er erklärt die Unterschiede zwischen unter- und obergärig, erläutert die Bedeutung von EBC-Werten, mit denen die Färbkraft von Braumalz gemessen wird, und benennt wichtige Ereignisse der Biergeschichte: "Die Erfindung der Pilsener Brauart um 1860 war eine kleine Revolution, denn bis dahin gab es nur dunkle Biere."

Heute sind sie eher rar, gerade im Norden - und der KGB, eine Verbraucherinitiative zur Förderung der Biervielfalt, will solchen Nischenprodukten zu mehr Aufmerksamkeit verhelfen. So wie bei der Verkostung, die dem kleinen Schwarzen sicher ein paar neue Fans bescherte. Den stärksten Eindruck hinterlässt das belgische Westmalle Dubbel mit seinem komplexen, fruchtigen Geschmack. Es wird von Mönchen gebraut, die ihre Gewinne für wohltätige Zwecke spenden. Bier trinken und Gutes tun - was will man mehr? Internet: www.kgbier.de