Halloween

Volkskundler: Halloween verdrängt zunehmend christliche Feste

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Viele Menschen sehnten sich nach fröhlichen Events und würden eine ernsthafte Konfrontation mit dem eigenen Sterben vermeiden.

Münster. Halloween in der Nacht zum 1. November verdrängt nach Ansicht von Volkskundlern zunehmend christlich geprägte Feste des Totengedenkens wie Allerheiligen oder Totensonntag. Der Rückzug der Menschen von Allerseelen und Allerheiligen könne neben einer allgemein zu beobachtenden Entkirchlichung der Gesellschaft auch mit der Tabuisierung des Todes erklärt werden, sagte die Kulturwissenschaftlerin Katrin Bauer vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) in Münster.

Viele Menschen sehnten sich heute statt dessen nach fröhlichen Gemeinschaftserlebnissen mit Eventcharakter und würden eine ernsthafte Konfrontation mit dem eigenen Sterben vermeiden. „Da passt der grauenvoll-lustvolle Umgang mit dem Jenseits an Halloween einfach besser“, sagte Bauer. Seit einigen Jahren zögen auch in Westfalen zunehmend die Kinder als verkleidete Geister, Hexen und Dämonen am Abend des 31. Oktober durch die Straßen und forderten „Trick or Treat - Süßes oder Saures“. Erwachsene vergnügten sich in der Gestalt von Henkern oder Teufeln bei gruseliger Spinnen-Deko mit Monsteraugen aus Schokolade oder der obligatorischen Kürbissuppe.

Der November sei mit Allerheiligen, Allerseelen, dem Volkstrauertag, Totensonntag und dem Buß- und Bettag der Monat des Totengedenkens, sagte die LWL-Kulturwissenschaftlerin weiter. Allerseelen am 2. November sei lange Zeit ein wichtiger katholischer Feiertag gewesen, der für viele Gläubige eine tiefe Bedeutung gehabt habe. Für die ältere Generation gehöre noch dazu, die Gräber zu schmücken und auf den Friedhöfen Kerzen aufzustellen. Meistens finde das Ritual bereits am Tag vor Allerseelen statt, da Allerheiligen am 1. November ein gesetzlicher Feiertag in fünf Bundesländern, darunter Nordrhein-Westfalen und das Saarland, ist.

Die einst hohe Bedeutung der beiden katholischen Feiertage sei mit der früher allgemeinen stärkeren Gegenwart des Todes verbunden, erläuterte Bauer. „Durch Seuchen, Kriege, niedrigere Lebenserwartung und hohe Kindersterblichkeit waren die Menschen früher viel direkter mit dem Sterben konfrontiert.“ Während heute viele ältere Menschen oft im Krankenhaus oder in Pflegeheimen sterben, sei man zudem früher meistens daheim geblieben.

Zahlreiche Rituale des Gedenkens wie das Schließen der Fensterläden, das Schlagen der Totenglocke, die Totenwache oder auch das System der Nachbarschaftspflichten seien einst auch in Westfalen verbreitet gewesen. „Die Bräuche halfen den Angehörigen, emotional das Geschehen zu verarbeiten und boten gleichzeitig praktische Hilfe, wenn zum Beispiel Nachbarn den Sarg trugen oder beim Kochen des Totenmahls halfen“, erklärte Bauer. (epd)

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