Wenn Tom (24, Name geändert) vom letzten Wochenende erzählt, dann sagt er zum Beispiel das: “Plötzlich lag ein Typ auf dem Boden, vermutlich gebrochene Nase und kaputter Kiefer.“

Tom, der auf St. Pauli lebt, war mit seinen Kumpels von der Straßenbande in eine Schlägerei verwickelt. Mal wieder. Denn seit fast zehn Jahren ist Tom - mit Unterbrechung - auf Bewährung. Raub, Körperverletzung und Einbrüche stehen auf seiner Liste. Seit er 1999 von Berlin nach Hamburg gezogen ist, wurde er viermal verurteilt.

Seine "Straßenkarriere" begann mit 14: Nach der 7. Klasse bricht Tom die Schule ab, der Stiefvater schlägt ihn. "Zu Recht", wie der junge Mann, der seine Reißverschlussjacke bis zum Mund hochzieht, heute sagt. "Habe ja auch viel Blödsinn gemacht." Als 14-Jähriger wird er erstmals angeklagt, doch der Richter glaubt Toms Versprechen von einem Neuanfang. Er folgt dem Rat seines Anwalts und zieht allein nach Hamburg - nicht zuletzt für seine Mutter: "Die hat meinetwegen viel geweint", sagt er. In Hamburg schafft Tom den Hauptschulabschluss, es folgen Ein-Euro-Jobs. Immer wieder gerät er in brenzlige Situationen, wie auf dem Schanzenfest vor drei Jahren. Von der "aufgeheizten Menge" sei er "mitgerissen" worden, sagt er und erzählt, dass er Flaschen und Steine warf.

Und heute? Reue für seine Taten? Raus, zurück, ein neues Leben? "Nein, das geht momentan irgendwie nicht", sagt er. Zu fest sei er in der Szene, in der gelte: "Fressen oder gefressen werden." Vielleicht steige er in ein paar Jahren aus, wenn er ein anderes Leben habe.

"Mit meinen Kindern würde ich wegziehen aus der Stadt, in eine ruhigere Gegend." Familie sei ihm wichtig, zu seiner Mutter und den jüngeren Geschwistern halte er Kontakt. Bald müsse er mal wieder seine 17 Jahre alte Schwester in Berlin besuchen. "Auf die muss ich schließlich aufpassen."