Zwei Journalisten bringen ein Sammelalbum mit Hamburg-Motiven heraus. Auf 32 Seiten ist Platz für 216 Klebebilder.

Hamburg. "Tausche Uwe Seeler gegen den Silbersack oder die ,Cap San Diego' gegen Jan Delay": Ab Dienstag könnte Hamburg zur wahren Handelsstadt werden. Vom Schulhof bis zum Großraumbüro. Dann kommt nämlich in einer Auflage von 50 000 Heften das Panini-Album "Hamburg sammelt Hamburg" auf den Markt, wird für den Stückpreis von einem Euro an mehr als 1500 Kiosken erhältlich sein. Gestern sind die ersten Hefte bei den Machern Alexander Böker (37) und Oliver Wurm (39) im Schanzenviertel angekommen. "Eigentlich erstaunlich, dass es die schönste Stadt der Welt bisher noch nicht zum Sammeln gab", sagen die beiden Journalisten, die nach eigenen Angaben einen sechsstelligen Betrag in das Projekt investiert haben.

Im Mai seien sie auf die Idee gekommen, erzählen die beiden Freunde. Als sie an der Alster saßen und sich darüber unterhielten, dass sie als Kinder fast ihr gesamtes Taschengeld für Fußball-Bildchen ausgegeben hatten. "Diese Leidenschaft lässt sich doch auch mit anderen Motiven entfachen", dachten sich die beiden. Und schöne Seiten habe Hamburg schließlich genug. Im konkreten Fall sind es 32 Seiten aus Papier mit Platz für 216 Klebebildchen, 24 davon sogar in Glitzer-Optik. Hamburg von A wie Hans Albers bis Z wie Zollboot "Kniepsand".

Als die beiden Männer sich mit ihrer Idee bei der Deutschland-Zentrale der italienischen Firma Panini meldeten, sei man dort erst ein wenig skeptisch gewesen. "Ich glaube, die haben uns das Projekt zunächst nicht zugetraut", sagt Alexander Böker. Schließlich galt es, eine Menge Persönlichkeitsrechte zu klären. Prominente von Moderatorin Judith Rakers bis Regisseur Fatih Akin mussten zustimmen, dass man ihrem Abbild künftig eine kleben kann. "Panini war das Zauberwort", sagt Oliver Wurm. "Als klar war, dass wir mit diesem Traditionsunternehmen kooperieren, haben die meisten sofort zugestimmt." Johannes B. Kerner und Reinhold Beckmann sowieso. Aber auch Udo Lindenberg, den die beiden Journalisten im Atlantic getroffen haben. "Er meinte: 'Ich in einem Tütchen mit Heidi Kabel, das ist doch cool'", sagt Alexander Böker. Am meisten habe es ihm jedoch bedeutet, als Altkanzler Helmut Schmidt zusagte. Per Brief. "Er schrieb, dass er die Idee gut finde. Das war für mich persönlich die größte Auszeichnung, gewissermaßen der Durchbruch", sagt Böker.

Ein Tütchen mit jeweils fünf Bildern kostet 50 Cent. "Wir wünschen uns, dass Familien generationenübergreifend sammeln und dabei sogar Hamburg-Kenner viel Neues über ihre Stadt erfahren, beispielsweise über die große Sturmflut von 1962 oder über die HSV-Helden von 1983", sagen die beiden Macher, die zu jedem Bildchen einen kurzen Info-Text geschrieben haben. So könnte die Großmutter ihrem Enkel beispielsweise erklären, wer Störtebeker war, während der Enkel sagt: "Guck mal, Oma. Und das hier ist die Band Fettes Brot."

Schon jetzt planen Alexander Böker und Oliver Wurm Alben für die Städte Köln, wo Wurm studiert hat, und München. "Dort sind die Menschen ähnlich lokalpatriotisch wie hier in Hamburg", sagen die beiden. "Und das ist die wichtigste Voraussetzung für den Erfolg des Konzepts."

Einen Sammelanreiz gibt es zur Sicherheit trotzdem noch: Der Erste, der ein vollgesammeltes Album vorzeigt, gewinnt eine Reise mit dem TUI-Kreuzfahrer "Mein Schiff". Und unter allen Sammlern, die sich am 31. Januar 2010 mit ihrem vollendeten Werk registrieren lassen, wird einmalig der "Hamburg-liebt-dich-Preis" ausgelobt. Zu gewinnen gibt es Jahreskarten für den HSV, für St. Pauli und die Freezers sowie ein Jahr Ökostrom von Lichtblick und ein Jahr freies Telefonieren mit Alice.