“Es gibt Tränen am Anfang - und es wird Tränen am Ende geben.“ Steffi Jung kennt dieses Phänomen bei solchen langen Reisen mit Jugendgruppen.

Hamburg. Sie ist beim Projekt "High Seas High School" zum zweiten Mal dabei - als Lehrerin. 26 Gymnasiasten aus ganz Deutschland starteten dazu am Wochenende in Hamburg mit ihrem segelnden Klassenzimmer, dem 36 Meter langen Segelschoner "Johann Smidt" vom Verein "Clipper Deutsches Jugendwerk zur See". Vier Lehrerinnen sind an Bord und eine wechselnde, ehrenamtliche Clipper-Crew, die meist aus gestandenen Nautikern besteht.

Die Reise führt zunächst zu den Kanaren, über den Atlantik in die Karibik und zurück nach Hamburg. Am Sonnabend verabschiedeten sich die 14 bis 16 Jahre alten Jugendlichen von ihren Eltern, die sie jetzt sechseinhalb Monate nicht sehen werden.

Ihr bisheriger Alltag wird sich für die Jugendlichen jetzt völlig ändern: Wachdienste und Unterricht im Wechsel; die Schüler lernen Englisch, Mathe oder Deutsch und seemännisches Handwerk. Und auch bei schwerem Wetter müssen sie raus zum Segelwechseln. "Freizeit gibt es nicht an Bord, jeder muss helfen, damit das Schiff fahren kann", schärfte Kapitän Heiner Grübmeyer (67) seiner jungen Crew gleich zu Beginn ein. Im Winterhafen der "Johann Smidt" in Harburg waren die Jugendlichen bereits am Freitag zugestiegen, um erste Erfahrungen mit dem Bordalltag zu machen.

Ziel dabei sei die Stärkung der Persönlichkeit, sagt Hartwig Henke, Leiter der Hermann-Lietz-Schule auf Spiekeroog. Das reformpädagogische Internat ist Träger dieses Schulangebots. "Die jungen Menschen werden verändert und reifer zurückkommen", versprach er den Eltern. Sie würden Erfahrungen machen und sich im Team bewähren können, so wie es in einem normalen Schulalltag nicht mehr möglich sei.

Allerdings ist es keine billige Erfahrung. 2200 Euro zahlen Eltern im Monat. Es sei aber keine "Schickimicki-Veranstaltung". Oft legten Großeltern, Onkel oder Tanten dazu, so Henke: "Wichtig ist, dass die Schüler es wirklich wollen." Und Finn Rudat aus Hamburg will es: Mit 14 Jahren ist er der Jüngste an Bord. Angst? "Ein komisches Gefühl ist es schon", sagt er, "aber die Abenteuerlust ist stärker."