Gemeinsam ist eine Gruppe von Senioren in 40 Jahren einmal um Deutschland herumgewandert.

Hamburg. Sie sehen ein bisschen müde aus. Erschöpft wirken sie von den Märschen der vergangenen Tage. Aber auch glücklich. Stolz, dass sie es geschafft haben und nach knapp 40 Jahren ihren Traum verwirklichen konnten, gemeinsam innerhalb der Grenzen einmal um Deutschland herumzuwandern. 5098 Kilometer zu Fuß liegen nun hinter ihnen.

Die haben Harald Junge (75), Peter Fuchs (75), Horst Brauel (76), Jürgen Schlüter (75), Wolfgang Wilm (77) und Heinrich Dähn (75) allerdings nicht in den vergangenen Wochen erlaufen, sondern seit 1970. Einmal im Jahr - zumeist im Herbst - haben sich die Hamburger Freunde getroffen, um genau an dem Ort weiterzulaufen, an dem sie zuvor ihre Wanderung beendet hatten. Start war der Ort Kupfermühle an der deutsch-dänischen Grenze. Hier sind die sechs jetzt wieder angekommen. "Wir hatten eine unvergessliche gemeinsame Zeit", sagt Heinrich Dähn.

Begonnen hat alles mit einer Idee der sechs Männer. Die Gruppe kannte sich aus der Schule, hatte Freundschaft geschlossen. Eine Verbindung, die sie länger erhalten wollten. "Nach dem Abitur im Jahr 1953 war klar, wir wollen uns nicht aus den Augen verlieren", sagt Heinrich Dähn. "Also haben wir uns einmal im Jahr getroffen, um gemeinsam zu wandern." Schnell waren die umliegenden Ziele erkundet. "Dann kam uns die Idee, warum laufen wir nicht einfach im Norden los und versuchen, einmal das ganze Land zu umrunden."

Gesagt, getan. Im Herbst 1970 begannen sie die Wanderung mit ihrer ersten Etappe. Es ging durch Schleswig-Holstein, später dann durch Niedersachsen, den Westerwald, die Eifel bis zum südlichsten Punkt Deutschlands in den Allgäuer Alpen. Danach zurück in Richtung Rhön. "Da mussten wir den ursprünglich geplanten Verlauf der Wanderung plötzlich ändern", so Dähn. "Die Mauer war gefallen und Ostdeutschland zu einem Wanderziel geworden." Also ging es zum Rennsteig, durch die Lausitz, das Stettiner Haff, die Uckermark und entlang der Ostseeküste zurück nach Schleswig-Holstein. Anfangs legten sie mehr als 30 Kilometer täglich zurück, in den letzten Jahren waren es dann manchmal nur noch 15.

Nicht immer war es leicht, die Truppe zusammenzutrommeln. Die Männer gründeten Familien und zwei von ihnen lebten zwischenzeitlich im Ausland. "Wir haben um diesen Urlaub hart gekämpft", sagt Dähn. "Die Sommerferien waren für die Familie reserviert, die Woche für die Freunde." Deshalb habe es nur wenige Ausfälle gegeben. "Wenn doch einer absagen musste, wurden die Strecken teilweise nachgewandert, damit alle möglichst auf dem gleichen Stand sind."

Aufhören mit dem jährlichen Touren wollen die sechs allerdings noch lange nicht. "Nun müssen wir uns neue Ziele suchen", sagt Dähn. "Denn noch einmal werden wir es nicht schaffen, das ganze Land zu erlaufen."