Jürgen Reitschert (68) ist eigentlich Nichtraucher. “Aber 90 Prozent meiner Gäste sind Raucher. Wenn die nicht mehr kommen, könnte ich dichtmachen“, sagt der Wirt vom Dorotheen-Keller über sein Raucherlokal.

Etliche Stufen führen im Haus Nummer 5 hinunter in den Keller, wo der Gastronom seit 30 Jahren seine Kneipe betreibt. Drinnen: dunkles Holz, ein langer Tresen, schummerige Beleuchtung, eine Musikbox mit 1800 Titeln. Hier verbringt Reitschert seine Tage und Nächte.

Wochentags öffnet er am Nachmittag, am Wochenende schon ab 10 Uhr, immer open end, bis alle Gäste gegangen sind. "Am Wochenende geht es manchmal durch", sagt er lächelnd. Meist sind es ältere Semester, die bei ihm am Tresen sitzen, jüngere verirren sich hierhin nur, "wenn sie nach dem Kiez noch auf einen Absacker vorbeikommen".

Der gebürtige Ostberliner war ein Jahr vor dem Mauerbau nach Westberlin geflüchtet, ehe er nach Hamburg kam.

Seine Familie konnte er damals einige Jahre nicht sehen, "dafür glühten die Telefondrähte". 20 Jahre lang fuhr er zur See, ehe er an Land blieb. "Als meine Tochter geboren wurde, wollte ich nicht mehr dauernd weg sein." Die Bande zu Schwester und Mutter in Berlin sind aber noch sehr eng.

"Nach Berlin ist Hamburg aber d i e zweite Stadt in Deutschland." Und in der Dorotheenstraße will er noch lange Wirt bleiben: "Mir macht das großen Spaß."