Sachfragen stellen

"Die Bundesbank hat Schaden genommen", Hamburger Abendblatt, 5. Oktober

Zur lebendigen Demokratie gehört der Austausch von Meinungen, auch in zugespitzter Form. Die heftigen Reaktionen auf Thilo Sarrazins (Bundesbank-Vorstand) Äußerungen und die Forderung nach seinem Rücktritt machen mir Sorgen, denn sie verlangen nicht weniger als Denk- und Diskussionsverbote. In nicht einer der kritischen Reaktionen ging es um die Sache. Man löst keine Probleme, indem man sie ignoriert und die Personen mundtot macht, die auf die Probleme hinweisen. Es wird Zeit, offen und kontrovers über die Sache zu sprechen, um die es Thilo Sarrazin geht. Integration kann nicht gelingen, wenn offensichtliche Probleme politisch korrekt verschwiegen werden. Mehr Demokratie wagen heißt auch, sich den Sachfragen zu stellen. Und genau das braucht Menschen, die diese Sachfragen auf die Tagesordnung bringen, unter Umständen auch mit drastischen Worten.

Bernd Lohse, per E-Mail

Klar verständlich

Thilo Sarrazin hat sich geäußert und zwar so, wie wir es von ihm gewöhnt sind: in der pointierten und klar verständlichen Sprache des "Mannes von der Straße". Darauf wäre in jedem freien Land dieser Welt eine kontroverse Diskussion unter Analyse der Fakten und der Kausalzusammenhänge zu erwarten gewesen. Nicht so jedoch 2009 in der Bundesrepublik Deutschland: Auf aggressive und undifferenzierte Art versuchen gewisse politische Kreise und die Mehrheit der Medien, Sarrazins Behauptungen als moralisch fragwürdig und sogar als strafbar zu disqualifizieren. Das macht sprachlos.

Hans Prömm, per E-Mail

Prognosen

"Renditen in der Altersvorsorge sinken", Abendblatt, 6. Oktober

Natürlich ist es schlecht, wenn man eine Versicherung abschließt und am Ende 20 Prozent weniger bekommt, als man ursprünglich einmal gedacht hat. Nun sind Lebensversicherungen aber auch daran gebunden, das Geld dort anzulegen, wo es bei vernünftiger Sicherheit eine gute Rendite gibt. Da ist im Moment nicht mehr drin. Was mich allerdings immer wieder wundert: Heute werden die schlechten Prognosen genannt und vor Versicherungen gewarnt. Gleichzeitig wird mit den Vergangenheitswerten doch bewiesen, dass wirklich niemand 20 Jahre in die Zukunft schauen kann. Die Prognosen sind entweder zu gut oder zu schlecht.

Wenn die Prognosen auf der Basis der heutigen schwachen Zinsen 20 Jahre vorsichtig hochgerechnet werden, dann kann das Ergebnis natürlich trotzdem schlechter ausfallen. Es gibt aber auch eine Chance, dass das Ergebnis besser ausfällt. Das hätte in einen fairen Schlusssatz gehört.

Hans-Dieter Stubben, per E-Mail

Wegelagerei

"Endlich geklärt: Bohlen ist ein Künstler", Hamburger Abendblatt, 2./3./4. Oktober

Das Urteil des Bundessozialgerichts ist ein Skandal allererster Güte. Gleichwohl konnte nicht anders entschieden werden, hätte doch jedes anders lautende Urteil die Künstlersozialkasse in vielen anhängigen Widerspruchsverfahren oder sogar Prozessen in arge Erklärungsnot gebracht.

Dazu muss man wissen, dass die gesetzliche Abgabe zur Künstlersozialkasse nichts anderes ist als eine Art staatlich sanktionierte Wegelagerei; die zur Abgabe herangezogenen Unternehmen sind zum Beispiel gezwungen, Beiträge für freiberufliche Mitarbeiter zu entrichten, welche wiederum sehr häufig nicht mal durch die Künstlersozialkasse versichert sind. Außerdem bestimmt die Künstlersozialkasse in Gutsherrenart, was als künstlerische Tätigkeit einzustufen ist und was nicht. Nichts anderes ist im Verfahren gegen RTL passiert.

Alexander Müller-Elsner, per E-Mail

Klasse

Neue Late-Night-Show: "Dann mal gute Nacht!", Hamburger Abendblatt, 2./3./4. Oktober

Ihre fünf Gründe für "Einschalten!" oder "Ausschalten!" bei Oliver Pochers Late-Night-Show sind, auch gekoppelt mit dem großen Bild darüber, große Klasse.

Dietrich Pauly, per E-Mail

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