Es ist der erste internationale Preis, der nicht einen Menschen auszeichnet, sondern ein Gesetz: der Future Policy Award, der am Donnerstagabend vor 300 Gästen im Hamburger Rathaus erstmals vergeben wurde.

"Nur mit Hilfe guter gesetzlicher Rahmenbedingungen können wir es schaffen, zukünftigen Generationen eine intakte Welt zu übergeben", sagte Jakob von Uexküll (65), Gründer der gemeinnützigen Stiftung World Future Council (Weltzukunftsrat), die den Preis ausgelobt hat.

Ausgezeichnet wurde ein Gesetz, das 1993 in der im Südosten Brasiliens gelegenen Metropole Belo Horizonte (3 Millionen Einwohner) verabschiedet wurde, um den Hunger zu bekämpfen. Patrus Ananias (57), damals als Bürgermeister Initiator des Programms und mittlerweile Brasiliens Minister für soziale Entwicklung und Hungerbekämpfung, nahm den Preis, eine von Designer Peter Schmidt entworfene Glas-Skulptur, entgegen: "Ich bin sehr gerührt, dass unser Maßnahmenpaket gewürdigt wird." Innerhalb von zehn Jahren war es der Stadt gelungen, die Kindersterblichkeit um 60 Prozent und die Unterernährung bei Kindern um 75 Prozent zu senken. "Dieser beeindruckende Erfolg wurde mit Projekten erreicht, die viele Städte leicht übernehmen können", sagte Hans-Christof Graf von Sponeck, Weltzukunftsrat-Mitglied und ehemaliger beigeordneter Generalsekretär der Vereinten Nationen, in seiner Laudatio. In Belo Horizonte waren beispielsweise kostenlose Mahlzeiten in den Schulen eingeführt worden.

Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach (CDU) überbrachte die Glückwünsche des Senats: "Verteilungsgerechtigkeit gehört zu den zentralen Herausforderungen unserer Zeit und sollte ein ethischer Maßstab jeder Gesellschaft sein." Belo Horizonte habe diesen Maßstab zur Grundlage seines Programms gemacht.

Bei der von Inka Schneider moderierten Verleihung wurde auch ein "geteilter" zweiter Preis vergeben: Ausgezeichnet wurden ein kubanisches Gesetz zur Förderung städtischer Landwirtschaft und ein Gesetz aus der Toskana, das allen Bauern das Recht gibt, Samen auszusäen.