Hamburger Abendblatt:

Wie sah es in Belo Horizonte aus, als Sie 1993 als Bürgermeister das Gesetz gegen Hunger auf den Weg brachten?

Patrus Ananias:

Die Stadt hatte mehr als zwei Millionen Einwohner. Sie ist das Zentrum einer Region, die vor allem von der Stahlverarbeitung lebt. Aber Armut war präsent: 35 Prozent der Menschen lebten in ärmlichen Verhältnissen. Ich hatte als Kind Freunde, die hungern mussten. Deshalb hat der Kampf gegen den Hunger für mich Priorität.

Abendblatt:

Was sind die Eckpunkte Ihres Maßnahmen-Pakets?

Ananias:

Es wurden sogenannte Populär-Restaurants eröffnet, in denen Menschen für wenig Geld essen können. In den Schulen gibt es jetzt kostenlose Mahlzeiten. Außerdem werden landwirtschaftliche Familienbetriebe unterstützt. Unser größter Erfolg ist aber, dass wir die Gesetze auf Bundesebene etablieren konnten.

Abendblatt:

Wie hat sich die Lage verbessert?

Ananias:

Allein in Belo Horizonte ist die Kindersterblichkeit binnen zehn Jahren um 60 Prozent zurückgegangen, die Unterernährung bei Kindern sogar um 75 Prozent. Und die Kosten des Programms machen nur zwei Prozent des Haushalts aus!

Abendblatt:

Was bedeutet Ihnen der Future Policy Award?

Ananias:

Ich freue mich über diesen Preis. Ich hoffe, dass es Hunger bald nur noch in der Erinnerung gibt.