60 Aussteller zeigen in der Hansestadt Techniken, um Attacken von Seeräubern oder Terroristen auf See zu vereiteln.

Wenn es bei dieser Messe nicht um Piraten, Terroristen und Marine gehen würde - man könnte denken, Christoph Kiese verkaufe an seinem Stand Himbeer- und Waldmeisterlimonade. Die zwei farbigen Flüssigkeiten in Glasbehältern vor ihm sehen exakt so aus. Sie sind aber natürlich etwas ganz anderes. Das bunte Zeug kann Piraten vertreiben, verspricht der Mitarbeiter des Schiffsausrüsters VFR Marine Service und lässt in die rote Suppe greifen.

Schmierig und weich fühlt sie sich an und lässt sich kaum von der Hand wischen. Ein Schmiermittel, das zu einem eher einfachen aber dennoch effektiven Sicherheitspaket gehört, mit dem die Hamburger Firma schon 30 Seeschiffe ausgerüstet hat. Das Prinzip: In Piratengewässern sprühen die Schiffspumpen permanent Wasser aus einer flexiblen Leitung, die rund um das Schiff gelegt wird. Bei einer Attacke wird erst die grüne, stark leuchtende Farbe zur Irritation zugemischt - dann das Schmiermittel. "Da kommt keiner mehr die Bordwand hoch, die Angreifen rutschen auf ihren Booten aus und sind zu gezielten Aktionen kaum noch fähig", verspricht VFR-Mann Kiese.

Seine Schmiermittel-Kanone ist eine von vielen Sicherheitstechniken, die noch bis Freitag auf der Fachmesse MS&D (Maritime Security and Defense) in den Messehallen ausgestellt sind. Lärmkanonen sind dort zu sehen, die Angreifer mit gerichtetem Lärm derart traktieren, dass ihnen extrem übel wird und sie jede Orientierung verlieren sollen. Viele Kreuzfahrtschiffe und auch Frachter seien damit bereits ausgerüstet, heißt es bei dem Verkäufer III-Jabsco aus Norderstedt. Auch elektrische Zäune und unbemannte Kleinhubschrauber zur Luftaufklärung sind auf der Messe dabei. Waffenhersteller zeigen Torpedos und Lenkwaffen, Werften stellen neue Studien zu Küstenwachschiffen vor.

Rund 20 internationale Marine-Delegationen und viele Reederei-Vertreter informieren sich dort über neue Abwehrtechniken für die zivile und auch die militärische Schifffahrt. Parallel dazu findet in den Messehallen eine Konferenz zur Bedrohungslage durch Piraterie und Terror statt. Und die ist offensichtlich immer noch akut: Allein in diesem Jahr hat die deutsche Marine 240 Vorfälle allein vor Somalia registriert.

"Die Piraten sind immer besser ausgerüstet und greifen immer größere Schiffe an", sagte gestern die Parlamentarische Staatssekretärin Dagmar Wöhrl zur Messeeröffnung. Daher müsse auch zunehmend in Sicherheitstechniken investiert werden. Wöhrl: "Und ich sehe die Reeder auch in der Pflicht, das zu tun".