Zum Bankraub kam er mit dem Fahrrad. Zweimal hat Tobias E. (23) dieselbe Filiale der Dresdner Bank an der Blankeneser Landstraße überfallen. Seine Beute: insgesamt 12 500 Euro. Seit gestern muss sich der Student dafür vor dem Landgericht verantworten.

Einen Bankräuber hätte man sich anders vorgestellt: Tobias E., fescher Kurzhaarschnitt, graues Hemd, ist eher der softe Typ. "Ich würde später gern als freischaffender Künstler arbeiten", sagt der Design-Student.

Das erste Mal überfiel er die Bank am 20. April 2009: Maskiert mit Wollmütze und Sonnenbrille reihte sich E. in die Warteschlange ein. Am Schalter legte er einen leeren Auszahlungszettel und eine ungeladene Schreckschusspistole auf den Tresen. Mit den Worten "Auszahlen! Vollmachen!" habe er den Bankmitarbeiter gezwungen, einen Beutel mit Geld zu füllen, so die Anklage. Danach habe er in einem nahe gelegenen Park die Kleidung gewechselt und sei auf dem Fahrrad nach Hause geflüchtet.

Außer Schwarzfahren hatte sich E. bislang nichts zuschulden kommen lassen. Warum er die Bank überfallen habe, will der Vorsitzende wissen. "Ich hatte den Bezug zur Realität und die Gesamtsituation aus den Augen verloren", sagt der geständige Täter und klingt zerknirscht. Vor allem aber musste er Schulden abtragen. Mit rund 9000 Euro stand er bei Freunden, der Uni und einem Mobilfunkbetreiber in der Kreide. Auch für den geplanten Umzug nach Berlin habe er dringend Geld benötigt.

Als das Geld -schon kurz nach der ersten Tat - wieder knapp wurde, überfiel Tobias E. dieselbe Bank knapp zwei Monate später ein weiteres Mal. Auch der Angestellte, den er bedrohte, war derselbe. "Er wollte wissen, ob ich ihn jetzt regelmäßig überfalle", erinnert sich Tobias E.

Der zweifach überfallene Angestellte, Holger L., sagte gestern aus. "Ich hatte Angst, dass er schießt", sagte er. Beim zweiten Überfall habe ihm der Täter zugeraunt: "Du kennst mich! Vollmachen wie neulich!" Dabei habe er ihn auch um Verzeihung gebeten. "Es tut mir leid, aber es geht nicht anders."

Weil ihn Gewissensbisse plagten, habe er sich sechs Tage nach dem zweiten Überfall der Polizei gestellt, sagt Tobias E. "Dass ich mit meinen Taten jemanden traumatisiert haben könnte, war eine unerträgliche Vorstellung für mich." Der Prozess wird fortgesetzt.