Das Angebot reicht von Maßanzügen über kubanische Zigarren und Herrenschokolade bis zu Pferdelederschuhen.

Hamburg. Mittags, 14 Uhr, an den Colonnaden: Geschäftsleute trinken ihren Cappuccino in einem der vielen italienischen Restaurants oder balancieren Sushi-Häppchen (natürlich mit Stäbchen) beim Plausch mit Kollegen. Bei ihren schwarzen Aktenkoffern und Laptop-Taschen stehen Einkaufstüten mit edler Schrift.

Geschenke für die Liebste? Weit gefehlt! An den Colonnaden finden Männer neben Kaffee und Kalbsschnitzel auch andere Dinge, die ganz nach ihrem Geschmack sind: zum Beispiel Maßanzüge, Manschettenknöpfe, Duftwasser, Schuhe aus Pferdeleder, Krawatten aus Seide und Strick. Die Männer sind gut drauf und vor allem - gut gekleidet.

"Der Hamburger an sich ist gar nicht so zurückhaltend hanseatisch, wie man gemeinhin annimmt", sagt Ebbo Tücking (40) vom Herrenschneider Cove & Co., der gerade an den Colonnaden 16 eröffnet hat. "Er ist modisch sogar sehr mutig im Vergleich zu Männern in anderen Städten wie beispielsweise Düsseldorf oder Wiesbaden." Der Mann muss es wissen: Zusammen mit zwei Geschäftspartnern leitet der Diplom-Volkswirt aus Bochum sechs Herrenschneider-Ateliers deutschlandweit. Das in Hamburg befindet sich in einem der traditionsreichen Altbauten aus dem Jahr 1875. Mit der glänzenden schwarzen Fassade, den edlen Antiquitäten, die zum Teil von den Inhabern selbst auf belgischen Antikmärkten gesammelt werden, und den feinen Hemdstoffen, Schuhen und Accessoires weht neuerdings ein Hauch von Savile Row - der berühmten Londoner Einkaufsstraße mit zahlreichen Maßschneidern - an der Alster.

Die Colonnaden, lange Zeit nicht viel mehr als eine Durchgangsstraße zu U-Bahn, Kino oder Kasino, entwickeln sich immer mehr zum Einkaufsparadies für Männer. Cord- und Samtanzüge, ein Cutaway (kurz: Cut) für eine gediegene Hochzeit, Kragenfilze in der Wunschfarbe, spezielle Knöpfe - es sei das Bedürfnis nach bleibender Qualität, gerade in Zeiten der Rezession und der kurzatmigen Jagd auf Labels, das die Herren zu Schneidern wie Cove & Co. führt. Über den Preis dafür schweigt Gentleman Tücking nicht: "In der Grundausstattung kostet ein Maßanzug ab 600 Euro und damit nicht mehr als ein Anzug von der Stange. Raffinierte Details kosten extra."

Der Herrenschneider befindet sich in bester Gesellschaft: Gleich nebenan verkauft Pfeifen Tesch, ein Traditionsgeschäft seit 1880, feine Tabakwaren für Genießer: kubanische Zigarren und eine Hamburger Tabakmischung, die schon zum 100. Jubiläum hergestellt wurde, eine weitere mit Milchkaffee-Aroma sowie duftende Zigarillos im Humidor, Pfeifen aus Bruyère-Holz, langstielige zum Lesen, dickbauchige für Thomas Gottschalk, edle zum Angeben. "Aber wir führen auch Modelle ab 22 Euro", betont Volker Cub, der das Familienunternehmen in vierter Generation zusammen mit seinem Bruder Andreas führt. "Pfeiferauchen kommt langsam wieder in Mode. Zigarren werden häufig von jüngeren Männern oder als Geschenk für Geschäftspartner gekauft", erzählt Volker Cub, der die Vorlieben von Prominenten wie Jan Josef Liefers, Peter Ustinov und Udo Lindenberg kennt - und selbst eine Schwäche für einfache Zigaretten hat.

Ein paar Häuser weiter, an den Colonnaden 54, können Gentlemen zwei weiteren Lastern frönen: Schokolade und Wein. "Eine beliebte Kombination bei meinen Kunden", verrät Ursula Borchert, Inhaberin von Choco Monde. Zartbitter, die traditionelle Herrenschokolade, verkauft sie häufig an Männer, aber ebenso Tafeln mit Chili-Aroma, aus Vollmilch oder Pralinen einer Hamburger Konditormeisterin, die sie nur für diesen Laden produziert.

"Der Bocksbeutel" nebenan ist Weinhandlung und Vinothek in einem, spezialisiert auf Frankenweine. René Bachmann bedient die Gäste bei dezenter Jazzmusik. Mittags darf es gern ein Wein zu geräucherten Wildschweinwürstchen oder Käse und Brezel sein, zum Feierabend oder zum Mitnehmen auch ein Glas fränkischer Apfelbrand, Tresterbrand oder Haselnussgeist (5 Euro).

Zigarren, Wein, schicke Anzüge - da rückt unweigerlich Sean Connery als James Bond ins Bild. Die Tantus Photo Galerie in Haus Nummer 54 ist keine klassische Hinterhof-Galerie. Timm Vollert (47) und Iris Hahn bieten ästhetische Fotografie an und treffen damit den männlichen Kunstgeschmack. "Schauspieler wie Steve McQueen, Marlon Brando oder Sean Connery sind eben klassische Männer-Idole", sagt Vollert, der auch Firmen bei der Kunstwahl berät.

"Kanzleien hängen sich den 'Paten' gern in den Konferenzraum, bei Reedern sind Hamburg-Motive beliebt." Und welche Bilder kaufen Männer am häufigsten? "Autos, ob Jaguar E-Type oder Rennwagen auf gerostetem Metall." Die gedruckten Pferdestärken gibt es ab 200 Euro. Schuhe aus Pferdeleder sind etwas teurer. Aber ebenso schön.