Schuldenurkunde

"Westerwelle triumphiert: Deutschland wird schwarz-gelb", Abendblatt, 28. September

Der "homo electus" hat sein Votum abgegeben. Für diejenigen, die noch Steuern zahlen bzw. von denen die Steuern einkassiert werden, bevor sie ihr Geld aufs Konto bekommen, könnte das teuer werden. Auch Arbeitnehmer, deren Entlassung bis nach der Wahl hinausgezögert wurde, könnten ins Grübeln kommen, ob sie denn wirklich die richtige Partei gewählt haben. Die Verschuldung durch die internationale Finanzkrise wird noch Generationen beschäftigen; ob eine neue Regierung Lehren daraus zieht und in der Lage sein wird, diese konsequent in konkrete Maßnahmen umzusetzen, wird sich zeigen. Mit bloßen Absichtserklärungen oder beliebig interpretierbaren Regulierungen ist keinem (außer den Finanzhaien) gedient. Ein Vorschlag: Jedem Neugeborenen sollte in Zukunft die Höhe seiner Schulden (Pro-Kopf-Verschuldung) auf der Geburtsurkunde vermerkt werden.

Michael Wolff, per E-Mail

Demokratisches Wetter

Es ist keine Überraschung, dass sich die Wählergunst in einer (welt-)wirtschaftlichen Krise eher von der linken Seite wegbewegt. Dies war immer so und wird in Zukunft sicher auch so bleiben. Ich möchte trotz des desaströsen Wahlergebnisses der SPD eine positive Handlungsfähigkeit der neuen schwarz-gelben Koalition bezweifeln. Am meisten enttäuscht mich jedoch die mangelnde Bereitschaft meiner Mitbürger, aktiv in die Regierungsbildung einzugreifen, insbesondere, da dies sowieso nur alle vier Jahre möglich ist! Am Wahlsonntag herrschte deutschlandweit ein wirklich "demokratisches" Wetter, welches niemanden ernsthaft davon abhalten konnte, die eigenen vier Wände zu verlassen. Trotz der intensiven Bemühungen der Medien lag die Wahlbeteiligung nur bei knapp über 70 Prozent und damit deutlich in einem historischen Tief! Niemals war es für den potenziell politikinteressierten Bürger einfacher, sich über die Ziele der einzelnen Parteien zu informieren. Zeitung, Fernsehen, Internet bieten und boten dazu Möglichkeiten, die in den vergangenen Jahren in diesem Maße so nicht möglich waren. Auch wenn gerade die Politiker der ehemals großen Parteien nur wenig Unterschiede in ihren Auffassungen aufweisen konnten oder wollten, ist ein solches Desinteresse des Volkes einfach beschämend! An alle Nichtwähler: Allerspätestens jetzt habt ihr keine Ausrede mehr.

Kai Rehahn, per E-Mail

Politische Unreife

Die Partei der Wahlverweigerer bzw. der Nichtwähler nimmt in erschreckendem Maße zu, das sollte für die etablierten Parteien ein Alarmzeichen sein und sie veranlassen, nach den Gründen dieser Verweigerung zu forschen. Diese ignoranten Verweigerer haben ein hohes Maß an politischer Unreife, denn sie hätten mit ihrer Stimmabgabe ein anderes Ergebnis als das jetzt eingetretene herbeiführen können. Die Nichtwähler haben am meisten der SPD geschadet und den Sieg von CDU/FDP erst möglich gemacht. Dabei werden diese Wahlverweigerer später die Ersten sein, die sich über die Politik der sogenannten bürgerlichen Parteien beschweren - aber dann ist es natürlich zu spät. Man kann nur hoffen, dass bis zur nächsten Wahl ein Lernprozess eintritt.

Helmut Jung, per E-Mail

Kein Kick?

Große Langeweile, Sat.1 steigt aus Berichterstattung aus. Keine Spannung, keine Dramatik, es fehlt der "Kick"? Die Bundestagswahl als quotenfördernde Maßnahme oder eben gar nicht? Da muss man sich nicht über Politik-verdruss wundern. Gestern gab es genügend politisch-historische Ergebnisse - und Sat.1 ist das zu langweilig. Ich spreche dem Sender jegliche Kompetenz ab, sich auf politischer Ebene als ernst zu nehmender Sender zu verstehen.

Frank Grundmann, per E-Mail

Nicht gegönnt

Obwohl ich die SPD nicht gewählt habe, hätte ich ein derartig schlechtes Ergebnis dieser Partei nicht erwartet und ihr auch nicht gegönnt. Frank-Walter Steinmeier hat einen guten Wahlkampf gemacht und machte auch als möglicher Kanzlerkandidat einen durchaus souveränen Eindruck. Hervorragende Arbeit in der vergangenen Regierung hatte Peer Steinbrück als Finanzminister geleistet und konnte dieses wortgewandt auch rüberbringen. Weshalb ich trotzdem die SPD nicht wählte, lag an ihrer unrealistischen, ideologischen und inkompetenten Haltung zur Energiepolitik - hiervon verstehe ich etwas.

Ohne Kern- und Kohleenergie können wir unsere Stromversorgung sowie die Produktion von exportierbaren Produkten nicht sicherstellen. Regenerative Energien - sinnvoll in einem Energiemix - können von ihrem Aufkommen her nur einen gewissen Beitrag leisten und niemals alles übernehmen.

Gerd Zelck, per E-Mail

Scharfe Trennlinie

Die Krise des Kapitalismus hat die Wählermehrheit nicht geschreckt, den neoliberalen Verursachern zur Regierungsmacht zu verhelfen.

Die Trennlinie zwischen Kapital und Arbeit ist schärfer geworden. Die SPD hat Gelegenheit, sich zu besinnen und sich von ihren Verführern zu trennen. Eine Mehrheit der Wahlberechtigten möchte eine Politik des sozialen Ausgleichs, der ökologischen Rücksichtnahme und gerechteren wirtschaftlichen Teilhabe unterstützen. Dadurch würde es in unserem Land wieder friedfertiger werden, und viele Nichtwähler würden ihr Abseitsstehen aufgeben.

Gerhard Rehder, per E-Mail

Einspruch

Anlässlich der Bundestagswahl 2009 möchte ich anregen, diese mit einem kritischen Blick hinsichtlich der Durchführung zu betrachten. Meine Identität wurde nicht anhand der Vorlage des Personalausweises festgestellt. Als Konsequenz daraus werde ich unverzüglich einen Einspruch gegen die Bundestagswahlen aufsetzen und abschicken.

H. Blohm, per E-Mail

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