“Wie sagt man?“ - “Danke“, sagt der kleine Junge gequält. “So ist's gut“, schließt die Mutter. Danken als Pflicht, so haben es viele von uns gelernt: bis hin zu dem lästigen “Bedanke-mich-Brief“ an die Patentante.

Aber das ist nicht alles. Ich habe auch den Kleinen vor Augen, der auf mich zugerannt kommt, um mich ganz doll in den Arm zu nehmen, weil er sich so unheimlich freut über das, was ich ihm geschenkt habe. Es ist eben manchmal auch eine Freude, einem anderen Menschen zu danken!

Und ich gehe noch einen Schritt weiter und erinnere mich an einen wunderschönen Morgen, die Sonne scheint milde durch die Blätter, glitzert auf den Tautropfen, ein Vogel tiriliert: in solcher Hochstimmung steigt manches Mal große Freude und großer Dank im Innern auf. Aber wer ist der Adressat, wem soll ich danken? Doch nicht dem Vogel, dem Baum, der Sonne oder gar den Tautropfen auf den Gräsern! Da bin ich froh, dass es Gott gibt, dem ich danken kann! Denn wo soll ich sonst hin mit dem Dank, der aus mir heraus will?

Und offenbar bin ich nicht der Einzige, dem es so geht. Zum Erntedankfest jedenfalls findet sich ein ganzes Dorf, eine ganze Stadt, ja - eine ganze Gesellschaft ein zu fröhlichem Dank: nicht gequält oder aus Pflichtgefühl, sondern voller Freude über die guten Gaben! So wird aus der Pflicht zum Dank ein Dankesfest mit Musik und Tanz und natürlich wohlschmeckenden Kostproben der Ernte. Ich finde es prima, dass in diesem beginnenden Herbst am Beispiel der Ernte ein ganzes Land Gott dankt für so vieles, was uns geschenkt wurde: das Leben, die Liebe und Zufriedenheit, die Freunde und die Freude - alles das, was unser Leben trägt, wir aber nicht selbst gemacht haben!

Eine Kultur des Dankens: vielleicht muss man sie am Anfang manchmal etwas mühsam lernen, aber es lohnt sich, denn sie entspricht unserer inneren Struktur. Ein Lobgesang aus dem Messbuch bringt es auf den Punkt: "Du, Herr, bedarfst nicht unseres Lobes; es ist ein Geschenk deiner Gnade, dass wir dir danken."