Alle Mieter sollen bleiben, die Miete in den nächsten zehn Jahren im Schnitt moderate 6,50 Euro pro Quadratmeter betragen - das ist der neue Stand im Falle der Wohnungen des Bernhard-Nocht-Quartiers (wir berichteten).

Mitgeteilt wurde die an sich gute Nachricht den Anwohnern gestern Abend bei einer Informationsveranstaltung. Doch die lief unter tumultartigen Umständen ab.

Etliche Häuser in der Bernhard-Nocht-Straße und der Erichstraße sollen demnächst saniert werden. Die Bewohner fürchten, dass sie sich danach die Miete nicht mehr leisten können. Die Angst wollten ihnen Helmut Köhler und Andreas von Bargen eigentlich nehmen. Die Inhaber der gleichnamigen Immobiliengruppe mit großen Plänen auf St. Pauli traten als Gastgeber in der Cafeteria der Stadtteilschule St. Pauli auf. Und konnten einem fast leidtun: Sie wurden von den Anwohnern der Bernhard-Nocht-Straße und anderen St. Paulianern erbarmungslos niedergeschrien, ausgepfiffen und beschimpft. Die Atmosphäre zwischen Mietern auf der einen und Bezirkspolitikern und Investoren auf der anderen Seite ist vollkommen vergiftet. "Ihr wollt uns hier weghaben", lautete nur einer von vielen Vorwürfen. Der Raum platzte aus allen Nähten. Plakate ("Entmietet euch doch selbst") und Zwischenrufe machten den Auftritt derer, die gekommen waren, um in einen Dialog mit den Anwohnern zu treten, zu einem Spießrutenlauf. Nicht unverschuldet. Denn was den Anwohner besonders übel aufstößt und sie an den guten Absichten von Investor und Bezirk zweifeln lässt, ist die bisherige Informationspolitik. Die Pläne wurden den Bewohnern zugespielt, sie existieren aber seit Monaten. Erst jetzt meldete sich der Investor öffentlich zu Wort. Bezirkschef Markus Schreiber konnte noch so oft auf die geplante soziale Erhaltensverordnung verweisen - beruhigen konnte er die erhitzten Gemüter damit nicht.