Axel Tiedemann fragt spontan Menschen, was sie gerade bewegt, lädt sie auf einen Kaffee ein und lässt sie erzählen. Heute: Kapitän Huiming Yu

Einladung zum Kaffee? Ja gerne, sagt Kapitän Huiming Yu und lächelt. Aber warum trinken wir den nicht oben auf der Brücke seines Frachters "Chipolbrok Sun?", fragt er. Drei Tage liegt der Dampfer schon in Hamburg, wird mit Maschinenteilen für Japan und China beladen.

Eine Gelegenheit zum Sightseeing in der Hansestadt? Der 53 Jahre alte Chinese lächelt wieder: "Nein, keine Zeit." Er muss die ganze Zeit an Bord bleiben. Wie so oft, wenn sein Frachter in einem Hafen liegt.

Doch demnächst hat er Urlaub. Der Kapitän freut sich auf seine Familie in Shanghai. Ende Oktober wird sein Schiff dort sein. Doch vorher geht es durch den Suezkanal und dann in gefährliche Piratengewässer. Die Monsunzeit ist vorbei, die See ruhig, aber die Lage sehr bedrohlich. Im Konvoi wird sein Schiff fahren, begleitet von Kriegsschiffen.

Einen Angriff hat es auf die "Chipolbrok Sun" schon einmal gegeben, der Frachter konnte gerade noch fliehen. "Schrecklich sei es, wieder daran zu denken", sagt Kapitän Huiming Yu - und lächelt nicht mehr.