Von Altweibersommer bis Zwiebeln - eine kleine Sammlung von Jule Bleyer und Claudia Sewig.

A ltweibersommer, so wird die Zeit spät im Sommer, früh im Herbst gerne genannt. Warum? Weil weiße, schimmernde Fäden jetzt durch die Luft segeln, in Wiesen und Gebüschen hängen bleiben (weiben = bezeichnete zudem im Althochdeutschen "das Knüpfen der Spinnweben") - und an lange, graue Haare erinnern. Ursache sind Millionen winziger Spinnen, die sich mithilfe eines Flugfadens oft viele Hundert Kilometer treiben lassen.

B adewanne: Sie ist wohl einer der schönsten Orte, wenn es draußen kälter und ungemütlicher wird. Ärgerlich allerdings, wenn man nur eine Dusche hat. Zum Glück bieten Hamburgs Schwimmbäder viele Alternativen: Vom Schwimmen bei klassischer Musik und Kerzenlicht bis zum schwerelosen Entspannungsbad in Salzwasser.

C abrio fahren wird langsam, aber sicher ganz schön kalt. Kein Grund für die Hamburger, auf oben ohne zu verzichten. Schließlich sind wir mit 37 585 Fahrzeugen nicht umsonst Cabrio-Hauptstadt. Das entspricht laut Kraftfahrt-Bundesamt 5,3 Prozent der zugelassenen Fahrzeuge - Deutschlands Spitzenposition.

D rachen darf man leider nicht überall steigen lassen. Zum Beispiel nicht in einem Radius von fünf Kilometern um Flughäfen. Das gilt auch für kleine Kindermodelle. Zudem darf die Leine nicht länger als 100 Meter sein - ab 150 Metern beginnt nämlich die Tieffluggrenze. Und auch in der Nähe von Hochspannungsleitungen sollten Sie keinen Dachen fliegen lassen: Von der Luftfeuchtigkeit nasse Schnüre können den Strom leiten.

E rkältung: Früher wurde im Bus genießt - und man wusste, es ist Herbst. Heute heißt es: "Gerade aus Mexiko zurück? Schwein gehabt!" 429 Mexikogrippe-Fälle meldete das Robert-Koch-Institut in Berlin mittlerweile für Hamburg. Notaufnahmen wurden eröffnet und wieder geschlossen, Grippemittel gebunkert, der Mundschutz kam in Mode. Und mit ihm die Angst vor der großen Unbekannten. Da lobt man sich doch die gute, alte Erkältung: Da weiß man, was man hat.

F üttern: Was gut gemeint ist, um Tieren Reserven für den Winter zu verschaffen, wird von Experten kritisiert. Das Füttern von Wasservögeln sollte aus Gründen der Gewässer-Überdüngung vermieden werden. Seit in Deutschland massenhaft Grünfinken sterben, sollte auch von der Singvogel-Fütterung abgesehen werden. Der Einzeller Trichomonas gallinae, erklärt der Nabu, führt zur Erkrankung und zum Tod der Finken, jedoch auch von anderen Arten. An Tränken und Futterhäusern kann sich der Erreger gut verbreiten. Ein Trost bleibt: "Im Wildgehege Klövensteen können Eicheln und Kastanien zur Fütterung des Rotwilds abgegeben werden", sagt Förster Niels Fischer.

G ewicht: Herbst ist Jo-Jo-Zeit - zumindest, wenn es ums Gewicht geht. Kaum ist der Bikini wieder im Schrank, schmecken die Pralinen gleich doppelt so gut. Die Kantine hat von Fitness-Salaten auf Schweinshaxe umgestellt, und auch im Supermarkt locken bereits Zimtsterne und Lebkuchen. Bleibt nur eins: Kuschelpullis zum Kaschieren rausholen - oder den Pfunden entgegenwirken. Gehen Sie doch mal alle Laubblätter aufheben, die Sie finden. Im Sachsenwald.

H erbstmeister wird in diesem Jahr nur einer: der HSV. Vorausgesetzt, die Mannschaft bekommt das Stürmerproblem in den Griff. Eine berechtigte Hoffnung auf den Titel ist aber allemal drin. Und falls nicht, ist da ja immer noch Aufstiegskandidat und Hoffnungsträger FC St. Pauli.

I gel sind im Herbst auch tagsüber aktiv, um sich Winterspeck anzufressen. "Dafür brauchen sie naturnahe Gärten sowie Reisig-, Laub- und Komposthaufen", erklärt Bernd Quellmalz vom Nabu Hamburg. "Dort finden sie Nahrung und ein Winterquartier." Übrigens: Forscher haben nachgewiesen, dass auch kleinere Jungtiere in der Natur gut überleben können. Deshalb: Besser in Ruhe lassen.

J uckpulver: Die Blüte als Pflanze der Liebe verehrt, die Frucht von Kindern zu fiesem Juckpulver verarbeitet: Die Rose wandelt im Herbst ihren Ruf. Ihre Früchte, die Hagebutten, enthalten eine Vielzahl kleiner Nüsschen. Diese sind mit feinen Härchen und Widerhaken bedeckt, die auf der Haut Juckreiz auslösen.

K uscheln sollten Sie im Herbst so viel und oft wie möglich. Schließlich setzt der Körperkontakt Glückshormone frei, reduziert Stress - und stärkt so auch die Abwehrkräfte. Ja, wirklich neu ist das nicht - aber einen guten Grund zum Kuscheln kann man nicht oft genug nennen.

L aubbläser gehören neben Nieselregen zu den nervigsten Herbstmerkmalen. Mit rund 100 Dezibel sind sie so laut wie ein Presslufthammer. Für die Stadtreinigung sind sie dennoch unentbehrlich, 15 000 Tonnen Laub pusten die Mitarbeiter pro Herbst zusammen. Privat dürfen sie werktags nur von 9 bis 13 und von 15 bis 17 Uhr genutzt werden. Oder probieren Sie es doch einfach mit einer Harke - siehe G wie Gewicht . . .

M iniermotte: Sie bringt den Herbst schon im Sommer: Cameraria ohridella frisst sich durch die Blätter der weiß blühenden Rosskastanien und führt dadurch zur verfrühten Braunfärbung und zum Blattfall. In Hamburg laufen Versuche, dem Schädling Herr zu werden: "Gerade haben wir wieder Kastanien geimpft", sagt Gregor Hilfert vom Pflanzenschutzamt. Die Auswertung steht noch aus. Hilfert: "Allerdings haben wir den Eindruck, dass es in diesem Jahr generell nicht so schlimm ist."

N omen est omen: Christoph Maria Herbst (!) kommt diesen Herbst endlich mit neuen Folgen der Serie "Stromberg" ins Fernsehen. Ab 3. Oktober läuft die vierte Staffel.

O verknees sind DER modische Herbsttrend. Vorausgesetzt, Frau hat die Beine dafür. "Die Stiefel sollten aber nicht mit langen Röcken, sondern über engen Hosen oder zu Minikleidern getragen werden", sagt die Hamburger Designerin Anna Fuchs. "Wenn schon auffällig, dann richtig."

P ilze sammeln: Pilzexperte Harry Käding wünscht sich Niederschlag. "Dann könnte es noch ein gutes Pilzjahr werden." Immerhin bestehen Pilze zu 80 bis 90 Prozent aus Wasser. Wer jetzt zum Sammeln ausschwärmt, sollte die Grundregeln beachten: Pilze kurz über dem Boden sauber abschneiden, in offenen Gefäßen sammeln und schnell zubereiten - und nur die mitnehmen, die man sicher identifiziert hat. Auskunft über Vergiftungserscheinungen gibt das Giftinformationszentrum Nord, Telefon 0551/192 40.

Q uitten: Gibt es etwas Leckeres in dieser Jahreszeit als ein hausgemachtes Quittengelee auf frischem Brot? Wie passend, dass die Quitte Namensgeber für die Marmelade ist: Auf Portugiesisch heißt sie marmelo, auf Griechisch melimelon ("Honigapfel"). Nicht verwechseln: Die Früchte, die jetzt an Straßenrändern und in Hecken zu sehen sind, sind Zierquitten.

R eisen: Die meisten Flüge in wärmere Gefilde sind weg. Wer die Herbstferien dennoch bei 24 Grad auf den Kanaren verbringen möchte, muss wohl auf die Flughäfen Frankfurt oder Düsseldorf ausweichen - und rund 650 Euro pro Flug aufbringen. Alternativen wären Harz oder Ostsee - zwar ohne Sonnengarantie, aber erholsam für den Geldbeutel.

S tricken: Geben auch Sie sich der Wolllust hin: Stricken heißt der Trend des Herbstes! Wer in Café oder S-Bahn den angefangenen, grobmaschigen XXL-Schal aus der Tasche zieht und routiniert zur Tat schreitet, erntet anerkennende Blicke.

T ee hat wieder Hochsaison. Damit er nicht zu herb schmeckt, sollten grüner und schwarzer Tee nicht länger als drei Minuten ziehen. Grüner Tee ist zu dieser Jahreszeit übrigens besonders zu empfehlen, "er stärkt das Immunsystem", sagt Nicole Stasiak von der Teeteria in Eimsbüttel. Und wer keine Lust auf Herbst hat, sollte exotische Mischungen wie Mango-Joghurt probieren. Die schmecken nach Sommer.

U V-Strahlung: Täuschen Sie sich nicht: Auch wenn die Sonne schwächer wird, können Sie jetzt noch einen Sonnenbrand bekommen. Denn die Sonne sendet nicht nur sichtbares Licht aus, sondern auch die für den Sonnenbrand zuständige UV-Strahlung. Die können wir weder sehen noch fühlen - das macht sie so gefährlich.

V eranstaltungen, die Sie diesen Herbst nicht verpassen sollten: Die monumentale Liveshow Ben Hur (25. bis zum 27. September in der Color-Line-Arena) und die spektakuläre Tutanchamun-Ausstellung (findet ab dem 1. Oktober bis zum 31. Januar 2010 in der Alten Oberpostdirektion statt).

W eihnachtsgeschenke: Haben Sie schon alle Präsente? Man(n) kann nicht früh genug damit anfangen. Das sei in aller Deutlichkeit gesagt: Frauen hassen Last-Minute-Geschenke. Und: Wenn Sie jetzt vorsorgen, kommt Weihnachten nicht so plötzlich wie im vergangenen Jahr.

X antophyll: Herbst ist, wenn's bunt wird. Chlorophyll, der im Frühling und im Sommer für die Photosynthese unabdingbare grüne Blattfarbstoff, hat im Herbst ausgedient. Wird er abgebaut, kommen die anderen Pigmente zum Tragen: Die Xanthophylle (gelb), die Karotinoide (gelb, orange, rot) und die Anthocyane (rot, violett, blau) verursachen die schöne Herbstlaubfärbung.

Y oga ist nicht Ihr Ding? Vielleicht sollten Sie es sich noch einmal überlegen. Denn im Gegensatz zu anderen Sportarten müssen Sie für Yoga nicht vor die Tür, sondern können es auch im kuscheligen Wohnzimmer machen.

Z wiebeln: Herbst ist Pflanzzeit. Die meisten Blumenzwiebeln und -knollen sind so früh wie möglich zu setzen; idealerweise bis Ende Oktober, damit noch vor Wintereinbruch eine gute Wurzelentwicklung stattfinden kann. Wie tief werden Blumenzwiebeln gepflanzt? Faustregel: etwa doppelt so tief wie der größte Durchmesser der Zwiebel beträgt. Dann blüht einem was im Frühjahr.