Ausstand ist illegal. Aber Tausende Pädagogen wollen sich beteiligen.

Hamburg. Zum ersten Mal seit 1988 wollen Hamburgs Lehrer streiken. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) ruft ihre mehr als 50 Jahre alten Mitglieder dazu auf, morgen die Arbeit niederzulegen. Mit der Kampfmaßnahme, die nach deutschem Recht Beamten verboten ist, will die GEW den Druck auf die Schulbehörde erhöhen, in ernsthafte Verhandlungen über Altersermäßigungen einzutreten.

Die Gewerkschaft fordert für die über 55-jährigen Kollegen eine Entlastung von einer Unterrichtsstunde pro Woche und für die über 60-jährigen Lehrer von zwei Stunden. Außerdem verlangt die GEW die Wiedereinführung eines Altersteilzeitmodells.

Der GEW-Vorsitzende Klaus Bullan ließ an der Streikbereitschaft seiner Kollegen keinen Zweifel: "Knapp 89 Prozent haben sich in einer Urabstimmung für Kampfmaßnahmen ausgesprochen." Gefragt waren rund 6000 GEW-Mitglieder im Schuldienst - auch die unter 50-Jährigen. Wie viele Mitglieder sich tatsächlich an der Abstimmung beteiligt haben, sagte Bullan nicht. Nur so viel: "Auch die jüngeren Kollegen sind zu Kampfmaßnahmen bereit. Wir behalten uns weitere Eskalationsschritte vor."

Die Gewerkschaft rechnet damit, dass sich mehrere Tausend Lehrer an dem Streik beteiligen werden. Mehr als die Hälfte der Hamburger Pädagogen sind älter als 50 Jahre. Die Kehrseite des Ausstands ist, dass für viele Schüler der Unterricht ausfallen wird. "An einigen Schulen wird nicht viel stattfinden", sagte die stellvertretende GEW-Chefin Sigrid Strauß.

Bullan bezeichnete den Streik als "Notwehrmaßnahme", weil die Schulbehörde bislang jede Verhandlung über eine Altersentlastung verweigert habe. In allen anderen Bundesländern gibt es Stundenermäßigungen für ältere Lehrer. In Hamburg waren sie 2004 abgeschafft worden.

Die streikenden Lehrer müssen mit Konsequenzen des Arbeitgebers rechnen. "Beamte dürfen nicht streiken", sagte Brigitte Köhnlein, Sprecherin der Schulbehörde. In einem Brief an alle Schulleitungen habe die Behörde die Rechtslage noch einmal erläutert. "Der Unterricht darf nicht ausfallen. Wer an Arbeitskampfmaßnahmen teilnimmt, begeht eine Dienstpflichtverletzung", sagte Köhnlein. Diese Lehrer müssten mit der Einleitung eines Disziplinarverfahrens rechnen. Die streikenden Lehrer erhalten für den Tag kein Gehalt. Der Deutsche Lehrerverband fordert ebenfalls eine Altersentlastung, sprach sich aber gegen den Streik aus.