Rund 150 Pflegekräfte haben gestern Nachmittag am Mönckebergbrunnen für mehr Geld und Personal demonstriert.

Hamburg. Vier zusätzliche Arme hat Viola Bute an ihrer Krankenhauskluft befestigt. Die Altenpflegerin will damit zeigen: "Wir haben zu wenige Hände, um unsere Arbeit richtig zu machen." Mit rund 150 Pflegekräften hat die 49-Jährige gestern Nachmittag am Mönckebergbrunnen für mehr Geld und Personal demonstriert.

"Ich würde freiwillig auf Gehalt verzichten, wenn wir nur eine Person mehr auf der Station hätten", sagte Petra Raab-Reisdorf aus Barmbek. "Bei uns herrscht wirklich Pflegenotstand." 20 bis 30 Überstunden pro Monat sind bei der 40-Jährigen normal. In Hamburg fehlen laut Ver.di 450 Pflegekräfte, um den Standard halten zu können. Angesichts der Arbeitsbedingungen sei der Mangel kein Wunder, so Norbert Proske von Ver.di. Von den 20 000 Beschäftigten erhalten laut Gewerkschaft nur 20 Prozent einen Tariflohn zwischen 2200 und 2600 Euro. Das Durchschnittsgehalt in der Pflege liegt bei rund 1500 Euro. Ver.di fordert deshalb einen flächendeckenden Tariflohn - und dessen Erhöhung.

"Pflegekräfte sind gesellschaftlich bedeutende Leistungsträger", sagte Ver.di-Landesleiter Wolfgang Rose. "Ihre Arbeit darf nicht länger durch Billiglöhne, Personalausdünnung und Überbelastung unterbewertet, sondern muss endlich wertgeschätzt werden." Dazu gehöre auch ein Umlageverfahren bei der Ausbildungsfinanzierung: Wer nicht ausbildet, soll zahlen. Nach der Aktion trafen sich die Protestler zu einem Streitgespräch mit den pflegepolitischen Sprechern der Bürgerschaftsfraktionen.

Im Berliner Bundesarbeitsministerium tagte derweil die von Olaf Scholz (SPD) berufene "Kommission Mindestlohn" in der Pflege. Scholz zeigte sich zuversichtlich, dass der Mindestlohn noch in diesem Jahr zustande kommt. Eine Höhe wurde noch nicht genannt.

30 Prozent mehr Geld forderten gestern auch die Hebammen bei einer Protestaktion an der Eppendorfer Landstraße - um den Stundenlohn von 7,50 auf 9,75 Euro anzuheben.