Abendblatt-Chefreporter Jens Meyer-Odewald fragt spontan Menschen, was sie bewegt, lädt sie auf einen Kaffee ein und lässt sie erzählen. Heute: Dr. Michael Fürer aus St. Pauli-Nord

Wie praktisch für die Patienten, dass ihr Doktor Hausbesuche macht. Wie praktisch für den Arzt, wenn das Gros der Patienten in der Nachbarschaft wohnt. So wie der Patron des griechischen Restaurants Olympisches Feuer am

Schulterblatt. Ein doppelter Grund für Dr. Michael Fürer, sich am freien Mittwoch eine Vorspeisenplatte, einen Mokka und einen Strahl Spätsommersonne zu gönnen. Winkend grüßt er viele Passanten.

"Ich behandele überwiegend Kassenpatienten", sagt er. "Das ist finanziell von Nach-, aber menschlich von Vorteil." Binnen dreier Jahrzehnte hat sich der Internist als "Schanzenarzt" einen Namen gemacht. Eine seiner Arzthelferinnen ist Türkin. Hat Sinn, in diesem Stadtteil ganz besonders.

Fürer hält inne, nippt am Mokka, berichtet von seiner Passion, dem Meer. Bis Sommer 2008 segelte der in Mölln geborene Quittje auf seinem 54 Jahre alten Holzboot. "Die Trennung schmerzte", sagt er. Doch großer Ersatz scheint gefunden: Erst vor einer Woche ging der 67 Jahre alte Mediziner im Hafen von Bord - nach sieben Wochen als Schiffsarzt auf dem Kreuzfahrer "Delphin Voyager". Aus diesem maritimen Flirt soll mehr werden.

Eine noch größere Portion Herz gehört den beiden erwachsenen Kindern - und Ehefrau Vera. Zu Hause in Blankenese frönt das Paar einem schmackhaften Hobby: Abwechselnd mit Freunden wird deutsche Kost zubereitet. Dr. Fürer: "Königsberger Klopse oder Labskaus, das ist die Mutter aller Fragen."