Axel Tiedemann fragt spontan Menschen, was sie gerade bewegt, lädt sie auf einen Kaffee ein und lässt sie erzählen. Heute: Sven Hitzel aus Wiesbaden

Am Morgen war er schon dort und an den beiden Tagen zuvor auch. Im Hafen, der ihn so fasziniert an dieser Stadt, die er gemeinsam mit seiner Frau Susanne gerade zum ersten Mal besucht. Doch jetzt ist erst einmal eine Kaffeepause auf dem Rathausmarkt angesagt, und Sven Hitzel erzählt von seinen Hamburger Impressionen. Jedes Jahr "so nach den Sommerferien" unternimmt das Ehepaar eine Städtereise. Der 21-jährige Sohn, längst in der Ausbildung, hat dann das kleine Häuschen im Wiesbadener Vorort Igstadt für sich. "Drei, vier Tage sind wir dann weg und meist im Süden", sagt Sven Hitzel und schiebt die auffällige weiße Sonnenbrille in den blonden Haarschopf. Die Sonne bricht durch die Wolken, und der Norden erscheint dem 47-Jährigen gar nicht so nordisch. Jedenfalls nicht vom Wetter her.

Um die Alster ist das sportliche Paar schon zweimal gejoggt. Das Wasser, die schönen Villen, mitten in der Stadt, das hat ihnen gefallen. In der HafenCity waren sie auch. "Wir fragen uns in jeder Stadt immer gern, wo wir selbst gerne wohnen wollen", sagt er. Die HafenCity sei beeindruckend, aber wohnen? "Nein, das würden wir lieber an der Alster", sagt Hitzel, der als technischer Angestellter in einem Zementunternehmen arbeitet. Ein wenig bedrückend empfindet er nur diesen Kontrast, sagt er. Dort die Villen und wenige Meter weiter campieren Obdachlose unter Brücken. Das macht nachdenklich. "Und man denkt dann, wie schnell es heute Richtung Hartz IV gehen könnte." All diese endlosen Debatten vor der Wahl jetzt bringe da auch nicht mehr Zuversicht. Die muss man schon selbst haben, sagt er. "Und jetzt im Augenblick geht es uns einfach gut, wir sind zufrieden." Vor allem mit der Auswahl des Reiseziels. Wo es gleich hingehen soll? "Na", antwortet Hitzel, "natürlich wieder zum Hafen."